Demos in Kairo

Ägyptens Regierung verliert die Geduld

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Es werde "kein Ende des Regimes" geben, sagte Vizepräsident Suleiman.

Die ägyptische Regierung verliert offenbar die Geduld mit den Demonstranten am Tahrir-Platz in Kairo. Vizepräsident Omar Suleiman sagte, man könne die Proteste nicht mehr lange hinnehmen, die Krise im Land müsse so rasch als möglich beendet werden. Es werde keinen sofortigen Rücktritt von Präsident Hosni Mubarak geben, so Suleiman laut der ägyptischen Nachrichtenagentur MENA bei einem Treffen mit den Chefredakteuren staatlicher und unabhängiger Zeitungen.
Der Protest Tausender ging indes in Ägypten weiter. Die Opposition kündigte eine weitere Großkundgebung für Freitag an.

Auch am Mittwoch, dem Tag 16 der Proteste, forderten wieder Tausende Menschen auf dem Tahrir-Platz in Kairo den sofortigen Rücktritt Mubaraks. Auch in anderen Landesteilen dauerten die Proteste an. Am Dienstag hatten rund 200.000 Menschen allein auf dem Tahrir-Platz demonstriert.

Al-Jazeera wieder zu empfangen
Unterdessen teilte der arabische Fernsehsender Al-Jazeera mit, dass sein Programm in Ägypten wieder empfangen werden könne. Die Satelliten-Übertragung war am 1. Februar unterbrochen worden. Die ägyptische Führung hatte dem Sender vorgeworfen, er habe die Bevölkerung gegen die Regierung aufgestachelt.

Internationaler Druck
International wird der Ruf nach einem echten demokratischen Wandel am Nil ebenfalls lauter, die Vereinten Nationen und die USA drücken aufs Tempo. Der Wandel müsse kommen, "je früher, desto besser", sagte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon. US-Vizepräsident Joe Biden forderte von seinem ägyptischen Amtskollegen Suleiman "sofortige Taten".

Suleiman: "Putsch verhindern"
Suleiman sagte in einem Interview, das in mehreren ägyptischen Tageszeitungen gedruckt wurde, "wir wollen einen hastigen und irrationalen Putsch verhindern". "Dialog ist der richtige Weg, um Stabilität zu erzielen und die gegenwärtige Krise friedlich zu lösen", fügte er hinzu. Zuletzt hatte Mubarak am Vortag über seinen Vizepräsidenten Verfassungsreformen in Aussicht gestellt und eine Kommission zu deren Ausarbeitung eingesetzt.

Al-Kaida ruft zum Heiligen Krieg auf
Der irakische Ableger von Al-Kaida rief laut dem auf die Überwachung islamistischer Internetseiten spezialisierten US-Unternehmen SITE die Demonstranten in Ägypten zum Heiligen Krieg auf. In einer Erklärung des Islamischen Staats im Irak (ISI), die auf mehreren Websites im Internet veröffentlicht wurde, seien die Ägypter zudem aufgefordert worden, eine Regierung auf Grundlage der Scharia einzusetzen, teilte SITE am Dienstag (Ortszeit) mit. Es handelt sich vermutlich um die erste Stellungnahme einer der Terrororganisation Al-Kaida zugerechneten Gruppe zu den Massenprotesten in Ägypten.

 

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