Mangelernährung

Ärzte ohne Grenzen: Kein Ende der humanitären Krise im Sudan

Mangelernährung in vielen Regionen - Regenzeit könnte humanitäre Situation verschlechtern - Krankheitsausbrüche drohen durch unterbrochene Impfungen

Zwei Jahre nach Kriegsbeginn im Sudan ist laut Ärzte ohne Grenzen kein Ende der humanitären Krise in Sicht. Millionen Menschen seien direkt oder indirekt von den Kämpfen zwischen den Rapid Support Forces (RSF) und den sudanesischen Streitkräften betroffen. 60 Prozent der 50 Millionen Einwohner sind nach Angaben der Vereinten Nationen auf humanitäre Hilfe bei der Versorgung mit Nahrungsmitteln und Medikamenten angewiesen.

"Wohin man im Sudan auch schaut, ist die Not riesig. Millionen Menschen erhalten fast keine humanitäre Hilfe. Zudem werden medizinische Einrichtungen und Personal weiterhin angegriffen. Das globale humanitäre System ist nicht in der Lage, auch nur einen Bruchteil dessen zu leisten, was benötigt wird", sagt Claire San Filippo, Notfallkoordinatorin von Ärzte ohne Grenzen.

Daher appelliert Ärzte ohne Grenzen erneut an die Kriegsparteien und ihre Verbündeten, dafür zu sorgen, dass die Zivilbevölkerung, humanitär Helfende und medizinische Teams geschützt werden. Zudem fordert die Hilfsorganisation, dass alle Beschränkungen für den Transport von humanitären Hilfsgütern und Mitarbeitenden aufgehoben werden, insbesondere angesichts der bald beginnenden Regenzeit.

So sei der Sudan derzeit der einzige Ort auf der Welt, an dem an mehreren Orten offiziell eine Hungersnot ausgerufen wurde - erstmals im August 2024 im Vertriebenencamp Samsam, später in zehn weiteren Gebieten. 17 weitere Regionen könnten bald folgen, so die Hilfsorganisation.

Mangelernährung begünstigt Ausbreitung von Krankheiten

Seit April 2023 hätten über 1,7 Millionen Menschen medizinische Hilfe in den Krankenhäusern, Gesundheitseinrichtungen und mobilen Kliniken erhalten, die von Ärzte ohne Grenzen unterstützt werden. In den Notaufnahmen habe man mehr als 32.000 Menschen aufgenommen.

Aufgrund der schwierigen Lebensbedingungen, der schlechten Ernährungslage und der durch den Krieg bedingten Unterbrechung von Impfkampagnen seien Infektionskrankheiten wie Masern, Cholera und Diphtherie am Vormarsch. Darüber hinaus gebe es unzählige Fälle von sexualisierter Gewalt.

"Diese sich verschärfenden Krisen spiegeln nicht nur die Brutalität des Konflikts wider, sondern auch die schlimmen Folgen des zusammenbrechenden öffentlichen Gesundheitssystems und der unzureichenden humanitären Hilfe", betont Marta Cazorla, Notfallkoordinatorin von Ärzte ohne Grenzen.

Zerstörte Gesundheitsinfrastruktur

70 Prozent der Gesundheitseinrichtungen in den Konfliktgebieten sind laut Weltgesundheitsorganisation geschlossen oder kaum noch funktionsfähig. Folglich hätten Millionen Menschen in einer der schlimmsten humanitären Krisen der jüngeren Geschichte keinen Zugang zu lebenswichtiger Versorgung.

Außerdem seien seit Kriegsbeginn über 80 gewaltsame Vorfälle gegen Mitarbeitende von Ärzte ohne Grenzen sowie Angriffe auf Infrastruktur, Fahrzeuge und Vorräte der Organisation verzeichnet worden. Angesichts der bevorstehenden Regenzeit fordert die Hilfsorganisation daher die Öffnung mehrerer Grenzübergänge und die Reparatur von Straßen und Brücken, um die Versorgung sicherstellen zu können.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.
OE24 Logo
Es gibt neue Nachrichten