18 Tote

Taliban-Angriff auf Luxushotel in Kabul

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ISAF-Truppen setzten Kampfhubschrauber gegen die Terroristen ein.

Nach stundenlangen Kämpfen haben afghanische Sicherheitskräfte mit Hilfe der NATO in einem Kabuler Luxushotel acht Angreifer der islamistischen Taliban getötet. Bei der spektakulären Attacke auf das Intercontinental kamen in der Nacht auf Mittwoch laut Polizei außerdem mindestens zehn Zivilisten - darunter ein Spanier - ums Leben. Zu der Tat bekannten sich die Taliban, mit denen die USA mit Blick auf den geplanten Truppenabzug Friedensgespräche anstreben. Präsident Hamid Karzai sowie andere internationale Politiker verurteilten den Anschlag scharf.

ISAF-Truppen befreien Hotel in Kabul

Viele Ausländer
In dem staatlichen Hotel, das nicht zur weltweiten Intercontinental-Kette gehört, hielten sich zu Beginn des Angriffs am Dienstagabend Teilnehmer einer für Mittwoch geplanten Konferenz zur Übergabe der Sicherheitsverantwortung an die Afghanen - darunter viele Ausländer - auf. Trotz strenger Kontrollen gelang es den Aufständischen, in das Gebäude einzudringen. Einem afghanischen Vertreter zufolge waren sie mit Sprengstoffgürteln, Raketen und Waffen ausgerüstet. Taliban-Sprecher Sabiullah Mujahid sagte, mehrere Attentäter mit automatischen Waffen und Sprengstoffwesten seien in das Hotel eingedrungen. Einer der Angreifer habe sich in die Luft gesprengt.



 Fünf Stunden lang hielten sich die Angreifer in dem Hotel verschanzt und lieferten sich Kämpfe mit Sicherheitskräften. Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichteten von fünf Explosionen. Das Hotel lag in der Nacht völlig im Dunkeln, offenbar wurde der Strom gekappt.

 Bei der Operation gegen die Angreifer am Dach des Hotels sei in Kampfhubschrauber der NATO vom Typ Black Hawk eingesetzt worden. "Es ist vom Hubschrauber aus geschossen worden", erklärte der neue Sprecher der NATO-geführten Schutztruppe ISAF, General Carsten Jacobson. Dabei habe es sich aber um kleinkalibriges Feuer gehandelt, Raketen seien entgegen ersten Berichten nicht eingesetzt worden. Es sei aber unklar, ob die Aufständischen auf dem Dach durch den Beschuss aus dem Helikopter getötet wurden oder sich in die Luft gesprengt hätten. "Sie hatten offensichtlich Sprengstoffwesten an." Die ISAF sei in einer "Unterstützerrolle" gewesen. "Die Operation selber wurde geführt von afghanischen Sicherheitskräften."

 Die Kämpfe seien mit dem Tod aller acht Angreifer zu Ende gegangen, hieß es in der Früh seitens afghanischer Behörden. Bei den zehn getöteten afghanischen Zivilisten handelte es sich laut Polizei überwiegend um Hotelangestellte. Auch ein Spanier soll unter den Opfern sein. Wie das Außenministerium in Madrid am Mittwoch mitteilte, habe sich der Mann während des Angriffes im Hotel aufgehalten. Der Geheimdienst NDS sprach neben den getöteten Aufständischen von elf Opfern. NDS-Sprecher Lutfullah Mashal sagte, bei den elf Todesopfern handle es sich um fünf Hotelangestellte, einen hochrangigen Richter aus einer Nachbarprovinz und um Angehörige der Sicherheitskräfte.

 Ein Taliban-Sprecher sagte, Ziel des Angriffs seien die ausländischen Hotelgäste gewesen. Im Jahr 2008 hatten Aufständische das ebenfalls bei Ausländern beliebte Hotel Serena in Kabul attackiert. Dabei wurden sieben Menschen getötet, darunter drei Ausländer. Im Lauf des Morgens durchsuchte die Polizei das Hotel Zimmer für Zimmer nach weiteren Opfern und um sicherzustellen, dass es keine weitere Bedrohung durch versteckte Angreifer gibt.

 Präsident Karzai sprach von einem "skrupellosen Terrorakt". Das Innenministerium teilte mit: "Die Feinde von Frieden und Stabilität haben ein weiteres unverzeihliches und schändliches Verbrechen begangen."


In Kabul hielt sich am Dienstag auch der US-Sondergesandte Marc Grossman auf, um Möglichkeiten für Friedensgespräche mit den Taliban auszuloten, wie das US-Außenamt mitteilte. Seine Delegation habe Afghanistan "sicher" wieder verlassen, erklärte das Ministerium, das den Angriff scharf verurteilte. Die Sprecherin des US-Außenministeriums, Victoria Nuland, betonte, die Tat demonstriere erneut, dass die Terroristen Menschleben vollkommen missachteten.

  Auch der deutsche Außenminister Guido Westerwelle (FDP) verurteilte die Attacke. "Die Terrorattentäter verfolgen allein das Ziel, die Suche nach Frieden in Afghanistan zu stoppen", erklärte er. Dies dürfe ihnen aber nicht gelingen. Westerwelle sagte in Berlin, ihm lägen keine Informationen vor, dass es auch deutsche Opfer gegeben habe. Dies sei aber auch nicht auszuschließen.

 Der Angriff ereignete sich wenige Wochen vor dem geplanten Beginn des Abzugs der internationalen Truppen aus Afghanistan. Beim einem Angriff eines Taliban-Selbstmordkommandos auf das Serena-Hotel in Kabul waren im Jänner 2008 sieben Menschen getötet worden, darunter ein norwegischer Journalist.

 Das Intercontinental liegt auf einem Hügel in der Hauptstadt und ist das älteste Luxushotel in Afghanistan. Die einzige Zufahrtsstraße zum Hotel wird durch mehrere Checkpoints gesichert. Auch der Eingang des mehrstöckigen Gebäudes wird schwer bewacht.
 

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