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Mehrere Verletzte

Amoklauf: Rätsel um YouTube-Schützin

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Die weibliche Tatverdächtige ist mittlerweile tot. Die Polizei geht davon aus, dass sie Selbstmord beging.

In der Zentrale des Internet-Unternehmens YouTube hat eine Frau am Dienstag Schüsse abgegeben und anschließend sich selbst umgebracht. Bei der Täterin handelt es sich um die 39-jährige Nasim Aghdam , berichten US-Medien. Das irre Motiv für den Amoklauf: Hass auf YouTube.

 

Video zum Thema: Schießerei bei Youtube-Zentrale: Zeuge berichtet

 

Motiv: Sie fühlte sich von YouTube "diskriminiert"

Die 39-jährige Vegan-Aktivistin hatte zuvor die Online-Videoplattform beschuldigt, sie zu diskriminieren, berichtete die Polizei am Mittwoch laut der englischsprachigen Nachrichtenagentur Reuters nach Durchsicht der Internet-Aktivitäten der Frau.

Täterin war Vegan-Aktivistin

Die Polizeibehörde von San Bruno versucht das Motiv für den Angriff zu klären. "Derzeit gibt es keine Hinweise, dass die Schützin die Opfer ihrer Attacke kannte oder dass die Betroffenen gezielt angegriffen wurden", betonten die Ermittler. Das Online-Profil zeige die Beschuldigte als Vegan-Aktivistin, die die Internetseite NasimeSabz.com betrieben habe, was aus dem Persischen übersetzt "Grüne Brise" heißt. Dort habe sie über persische Kultur und vegane Ernährung gepostet, ebenso wie lange Passagen mit Kritik an YouTube. Offenbar habe sie das Unternehmen für eine ihrer Meinung nach zu geringe Anzahl von Besuchern auf ihrer Website verantwortlich gemacht.

Auch die Polizei geht der Möglichkeit nach, dass es sich um eine Beziehungstat gehandelt haben könnte. Demnach soll die Frau "jemanden gekannt" haben. Auch mehrere Augenzeugen berichteten, die Frau habe offenbar gezielt einen bestimmten Menschen im Visier gehabt.

 
Video zum Thema: Schießerei in Youtube-Zentrale: Tatverdächtige tot
 

Schützin hatte selber YouTube-Accounts

Die Schützin war selber Nutzerin der Videoplattform gewesen und hatte YouTube-Accounts. Sie habe laut US-Medien ein Manifest hinterlassen, in dem sie YouTube für Zensur und finanzielle Entwertung ihrer Inhalte anprangert.

 

Video zum Thema: YouTube-Hass: Bruder der Amokschützin spricht

 

Drei Verletzte durch Schüsse, ein Verletzter bei Flucht

Verwirrung gab es zwischenzeitlich über die Zahl der Verletzten. Wie die Polizei später klarstellte, wurden drei Menschen durch Schüsse verletzt, ein vierter verstauchte oder brach sich bei der Flucht einen Knöchel. Alle vier wurden laut Polizei in Krankenhäuser gebracht. Ein Mann (36) und zwei Frauen (27 und 32 Jahre alt) seien schwer verletzt.  Der Sprecher eines örtlichen Krankenhauses beschrieb den Zustand einer durch Schüsse verletzten Frau als "ernst". Ein angeschossener Mann befand sich demnach in "kritischem" Zustand. 

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Gebäude evakuiert

Die Opfer wurden in umliegende Krankenhäuser gebracht. Das Gebäude von YouTube, einer Tochter des Google-Konzerns Alphabet, sei evakuiert worden, mehrere Hundert Menschen mussten ihre Arbeitsplätze verlassen.

Die Leiche der mutmaßlichen Täterin wurde nach Angaben von Polizeichef Ed Barberini im Inneren eines der YouTube-Gebäude gefunden. 
 

 

Massives polizeiliches Aufgebot

Die Polizei war nach eingegangenen Notrufen mit massiven Einsatzkräften auf das Gelände des Google-Tochterunternehmens in San Bruno bei San Francisco vorgerückt. Beschäftigte der auf die Verbreitung von Webvideos spezialisierten Firma flüchteten laut Barberini zu diesem Zeitpunkt bereits aus dem Gebäude.

Die Schüsse fielen offenbar in einem Innenhof, wo die YouTube-Angestellten üblicherweise zu Mittag essen. Augenzeugen berichteten, Angestellte hätten panisch die Flucht ergriffen. Er habe in einer Konferenz gesessen, als er Menschen davonrennen gehört habe, schrieb der YouTube-Beschäftigte Todd Sherman im Kurzbotschaftendienst Twitter. Anfangs habe er noch gedacht, es handle sich um ein "Erdbeben".

Auf der Flucht zum Ausgang habe er dann "Bluttropfen auf dem Boden und den Stufen" gesehen, berichtete Sherman weiter. Draußen sei er dann auf Polizeifahrzeuge getroffen, aus denen Beamte mit gezückten Schusswaffen gesprungen seien. Auf einem bei Twitter veröffentlichten Foto waren überdies Angestellte zu sehen, die das Gebäude mit erhobenen Händen verließen.

Ein anderer YouTube-Beschäftigter, Vadim Lavrusik, schrieb zu Beginn des Vorfalls auf Twitter, er sei mit Kollegen in einem Raum in der Firmenzentrale verbarrikadiert. Er habe Schüsse gehört und Menschen davon rennen sehen, als er an seinem Schreibtisch saß. Wenig später schrieb Lavrusik dann, er sei "sicher" aus dem Gebäude hinausgelangt.

 


Mitarbeiter twittern

Mitarbeiter des Unternehmens berichteten dem lokalen Sender KCBS, sie hätten viele Schüsse gehört. Viele meldeten sich auch auf Twitter. Notrufe aus dem Gebäude gingen gegen 13 Uhr Ortszeit bei der Polizei ein. Fernsehbilder zeigten ein großes Aufgebot von Polizei im Umfeld der Gebäude. Zahlreiche Menschen strömten aus dem Gebäude, teilweise mit erhobenen Händen. Sie wurden von Beamten durchsucht. Das Gebäude wurde evakuiert.

Trump dankt Einsatzkräften

US-Präsident Donald Trump dankte den "phänomenalen" Polizeikräften für ihren Einsatz. "Unsere Gedanken und Gebete sind bei allen Betroffenen," twitterte Trump.

SWAT-Team im Einsatz

Mittlerweile wurde bekannt, dass ein SWAT-Team, eine US-Version der Cobra, bei der Evakuierung und Suche nach der Schützin die San Bruno Police unterstützte. Demnach scannten die Polizeieinheiten Raum für Raum der YouTube-Zentrale.

Vergangenen Monat hatte YouTube die Verbreitung von Waffen-Videos auf seiner Plattform eingeschränkt. Videos, die zum Kauf von Waffen oder Waffenteilen aufrufen sowie Anleitungen für deren Bau dürften nicht mehr auf YouTube gepostet werden.

 




 

 

 

 

Tote durch Schüsse in USA trauriger Alltag

Schusswaffenvorfälle mit Toten und Verletzten sind in den USA trauriger Alltag. Nur selten werden die Angriffe allerdings von Frauen verübt. Der jüngste Vorfall fällt mitten in eine heftige Debatte um die weite Verbreitung von Schusswaffen in den Vereinigten Staaten und um das laxe Waffenrecht.

Mehr als 1,5 Millionen Menschen hatten am 24. März landesweit für schärfere Waffengesetze demonstriert. Angeführt wurde der "Marsch für unser Leben" von Überlebenden des Schulmassakers in Parkland im Bundesstaat Florida. Dort hatte ein früherer Mitschüler am Valentinstag 17 Menschen erschossen.

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