Ex-Außenminister Boris Johnson muss viel Kritik einstecken.
Im Rennen um das Amt des Parteichefs der britischen Konservativen und künftigen Premierministers wächst die Kritik am Favoriten Boris Johnson. Der ehemalige Außenminister hatte als einziger der sechs verbliebenen Bewerber nicht an einem TV-Duell am Sonntagabend beim britischen Fernsehsender Channel 4 teilgenommen.
Der "Daily Mirror" titelte am Montag "Chicken Boris" ("Angsthase Boris"). Johnsons Mitbewerber und Nachfolger im Amt des Außenministers, Jeremy Hunt, warf ihm vor, zu kneifen. "Wenn Boris von seinem Team nicht einmal rausgelassen wird, um mit fünf ziemlich freundlichen Kollegen zu diskutieren, wie wird er wohl mit 27 EU-Ländern klarkommen?", so Hunt bei der Debatte am Sonntag, bei der statt Johnson nur ein leeres Rednerpult als Platzhalter zu sehen war.
Strategie
Spekuliert wird, dass der für seine öffentlichen Fehltritte berüchtigte Johnson mit der Zurückhaltung verhindern will, seinen Vorsprung einzubüßen. Er gilt als haushoher Favorit für die Nachfolge der scheidenden Premierministerin Theresa May.
Bis Donnerstag soll die Zahl der Bewerber in mehreren Wahlgängen von der Fraktion auf zwei reduziert werden. Johnson gilt bereits als gesetzt für eine anschließende Stichwahl unter den Parteimitgliedern. Er erhielt bei einer ersten Abstimmungsrunde am Donnerstag 114 Stimmen. Weit abgeschlagen hinter ihm lag Hunt mit 43 Befürwortern. Auch in der Gunst der Parteimitglieder ist Johnson Umfragen zufolge mit großem Abstand der Favorit. An zweiter Stelle folgt hinter ihm inzwischen Rory Stewart, eigentlich ein Außenseiter, der nur knapp die Hürde von 17 Stimmen in der ersten Runde genommen hatte.
Bei der nächsten Abstimmungsrunde am Dienstag sind 33 Stimmen notwendig, um weiterzukommen. Die verbliebenen Kandidaten wollen sich am Dienstagabend einer TV-Debatte im BBC-Fernsehen stellen - dafür hat Johnson bereits zugesagt. Wer neuer Tory-Parteichef und damit Premierminister wird, soll in der Woche ab dem 22. Juli feststehen.