Ein interstellarer Besucher sorgt derzeit in der Welt der Astronomie für Gesprächsstoff.
Der Komet 3I/Atlas zeigt ein Verhalten, das Fachleute überrascht: Statt eines Schweifs, der – wie üblich – von der Sonne wegzeigt, scheint sich bei ihm eine Ausdehnung in Richtung Sonne zu bilden.
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Ein ungewöhnlicher Gast im Sonnensystem
3I/Atlas ist erst das dritte bekannte Objekt, das nicht aus unserem Sonnensystem stammt. Er fliegt mit einer Geschwindigkeit von etwa 60 Kilometern pro Sekunde durchs All und bewegt sich auf einer Bahn, die zeigt, dass er nicht von der Sonne eingefangen wird. Internationale Forschergruppen haben den Kometen mit mehreren Teleskopen beobachtet. Auffällig ist, dass er zwar eine Staub- und Gaswolke besitzt – aber keinen typischen Schweif. Stattdessen bemerkten Beobachtungen mit dem Keck-II-Teleskop auf Hawaii (USA) eine Art „Anti-Schweif“, also eine Ausdehnung, die zur Sonne hin weist. Der Astronom Avi Loeb von der Harvard University (USA) beschreibt in einem Blogeintrag, dass die neuen Daten auf genau dieses ungewöhnliche Merkmal hindeuten.
Daten zeigen seltsame Gasausströmungen
In einer aktuellen wissenschaftlichen Arbeit, die noch geprüft wird, wurden Gase wie Cyanid und Nickel nachgewiesen. Sie strömen teils in Richtung Sonne, teils in die entgegengesetzte Richtung. Loeb meint, das spreche klar für einen Anti-Schweif. Er betont, dass das Weißlichtbild von 3I/Atlas keinen sichtbaren Schweif zeigt, wie man ihn sonst von Kometen kennt. Normalerweise wird Staub durch das Licht der Sonne nach außen gedrückt, doch bei diesem Kometen scheint das anders zu sein.
Mögliche Erklärung: große Staubteilchen
Eine denkbare Ursache könnte sein, dass größere Staubkörner vom Sonnenwind nicht fortgedrückt werden. Wenn sich der Kometenkern schnell dreht, könnten größere Trümmerstücke in beide Richtungen ausgestoßen werden. Dadurch entsteht der Eindruck, dass der Schweif in Richtung Sonne zeigt. Ähnliche Beobachtungen gab es bereits bei anderen Kometen. Auch dort deuteten Anti-Schweife auf größere Staubteilchen hin, die sich anders verhalten als feine Partikel.
Forscherinnen und Forscher weltweit rätseln über das Verhalten des interstellaren Kometen.
Noch viele offene Fragen
Der Astronom Michael Busch von der University of California in Los Angeles (USA) erklärt, dass die Bewegung solcher Teilchen stark davon abhängt, wie der Komet rotiert. Kleine Staubteilchen und Gase werden nach außen gedrückt, während größere Stücke entlang der Flugbahn verteilt sind – also vor und hinter dem Kometenkern.