Die Europäische Weltraumagentur (ESA) hat neue Informationen über das ungewöhnliche Objekt bekannt gegeben, das vor wenigen Tagen an Mars vorbeigezogen ist. Das Himmelsobjekt mit dem Namen 3I/ATLAS stammt aus einem anderen Sonnensystem.
Es kam am 3. Oktober bis auf rund 30 Millionen Kilometer an den roten Planeten heran. Während die US-Raumfahrtbehörde NASA sofort Bilder ihres Rovers Perseverance (am Mars) veröffentlichte, blieb die ESA zunächst still – bis jetzt.
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Das Gerät ExoMars Trace Gas Orbiter der ESA konnte schließlich Aufnahmen machen. Auf den Fotos ist 3I/ATLAS nur als winziger, heller Punkt zu sehen. Sein eisiger Kern und die ihn umgebende Staubwolke, die sogenannte Koma, sind darauf nicht getrennt erkennbar. Trotzdem ist der schwache Schimmer deutlich zu erkennen.
Forscher waren zunächst unsicher, ob die Kameras der Orbiter das Objekt überhaupt sichtbar machen können. Sie sind eigentlich dafür gedacht, die Oberfläche des Mars zu fotografieren – nicht etwas, das Millionen Kilometer entfernt ist. Nick Thomas, der Leiter der Kamera CaSSIS, erklärte: „Das war eine sehr schwierige Beobachtung. Der Komet ist zehntausend bis hunderttausend Mal schwächer als unsere normalen Ziele.“
Ein Hauch von Aktivität
Die sichtbare Staubwolke zeigt, dass 3I/ATLAS von der Sonne erwärmt wird. Dabei verdampft gefrorenes Material und schleudert Staub ins All. Das ist typisch für Kometen und verleiht ihnen ihr helles Aussehen.
3I/ATLAS ist erst der dritte interstellare Komet, der je beobachtet wurde – nach ʻOumuamua (2017) und Borisov (2019). Laut ESA sind diese Objekte „wahre Außenseiter“ und geben Hinweise auf die Entstehung anderer Planetensysteme.
Kaum sichtbar, aber messbar
Die Kamera CaSSIS konnte den eigentlichen Kern des Kometen nicht von der Staubwolke trennen. Die Helligkeit nimmt zu schnell ab, um genaue Größen zu bestimmen. Üblicherweise bildet sich aus dieser Wolke ein langer Schweif, wenn sich der Komet der Sonne nähert.
Dieser Schweif war in den aktuellen Aufnahmen jedoch noch nicht zu sehen. ESA-Forscher erwarten, dass er bei weiteren Beobachtungen besser sichtbar wird, sobald mehr Eis verdampft.
Streit um Form und Herkunft
Die Bilder wurden auf der Plattform X (vormals Twitter) schnell verbreitet. Einige Nutzer meinten, das Objekt sehe ungewöhnlich aus. Der bekannte Astrophysiker Avi Loeb (Harvard, USA) untersuchte die NASA-Fotos und erklärte, das längliche Aussehen liege wahrscheinlich an der Kameratechnik. Durch das Zusammenfügen vieler Einzelaufnahmen über rund zehn Minuten wirke das Objekt gestreckt. Er glaubt, dass 3I/ATLAS in Wirklichkeit kleiner und eher rund ist, aber dennoch riesig – möglicherweise über 45 Kilometer im Durchmesser.
Anders sieht das der australische Forscher Dr. Horace Drew. Er meint, das Objekt könne ein künstliches Fluggerät sein, vielleicht mit einer nickelbeschichteten Oberfläche, wie sie auch bei Satelliten auf der Erde verwendet wird. Laut Drew zeigen manche Fotos einen grünlichen Schimmer, der nicht typisch für Kometen sei.
Loeb hofft auf zusätzliche Aufnahmen der Kamera HiRISE an Bord des Mars Reconnaissance Orbiter (USA). Diese Bilder sollen in höherer Auflösung vorliegen, wurden aber noch nicht veröffentlicht. Erst dann, so die Forscher, könne man sicher sagen, ob 3I/ATLAS tatsächlich ein Komet oder etwas völlig anderes ist.