Musik-Zensur?

Erdogan verbietet mehr als 200 Songs

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Dem türkischen Staatssender TRT wird Musik-Zensur vorgeworfen.

Schon seit längerem standen Kritiker und Akademiker auf Erdogans schwarzer Liste. Nun müssen auch Musiker um ihre Lieder bangen: Innerhalb eines Jahres soll der türkische Staatssender TRT 202 Lieder aus dem Programm gestrichen haben - wegen "unangemessener Inhalte". TRT veröffentlichte auf Anfrage des Oppositionsabgaben Atila Sertel (CHP) eine Liste aus dem Jahr 2016.


Musik-Zensur?

Gestrichen wurden unter anderem 66 kurdische Volksmusik-Stücke, die als "politisch" eingestuft wurden. Auch beliebte Songs wie "Lebewohl, Mama", "Die Wunde im Herzen" und "Umarme mich" oder die Werke der Sängerinnen Demet Akalin und Sila Gencoglu werden laut einem Bericht der Bild-Zeitung nicht mehr gespielt.

Ein weiterer Teil der 202 gestrichenen Lieder wurde aus dem Programm genommen, weil in den Texten Alkohol genannt wird. So wurden zum Beispiel Songs mit den Textzeilen "Ich bin betrunken", "Jeden Abend Wodka, Raki und Wein, je mehr man trinkt, wird man verrückt und traurig" oder "Ah du Welt - komm und werde nicht emotional, wie sollte man nicht trinken", verboten. CHP-Politiker Sertel warf der türkischen Regierung deshalb "Zensur" vor.


"Sittenlosigkeit"

Regierungssprecher Bekir Bozdag warf Sertel daraufhin "Sittenlosigkeit" vor, weil er den Sachverhalt als "außergesetzliche Zensur" darstellte. Es sei die "Pflicht" des Staatssenders, Maßnahmen zu ergreifen, wenn es um Inhalte gehe, "die manche Begriffe" enthielten", zitiert BILD Bozdag. Unter diese Begriffe fielen in etwa Schimpfworte, Alkohol oder Zigaretten.

Jährlich überprüfe der Sender TRT die Inhalte und streiche unpassende Titel aus dem Programm. Auch andere Sender müssten dem nachgehen, so der Regierungssprecher. Der Sender selbst gab auf Twitter an, dass man die Vorschriften im Rundfunkgesetz umgesetzt habe und die "nationalen und moralischen Werte" verletzenden Inhalte aus dem Programm gestrichen habe.

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