Selbstverbrennungen in Bulgarien: Auch Fotografin setzte sich in Flammen.
In Bulgarien haben sich binnen zwei Tagen zwei Menschen aus Verzweiflung selbst angezündet. Im südwestlichen Sandanski setzte sich am Dienstag ein 48-Jähriger im Hof einer Kirche in Brand, wie die Polizei mitteilte. Der Mann lebte von Gaben der Kirche. Er wurde schwer verletzt in ein Krankenhaus in Sofia gebracht.
Am Vortag hatte sich eine arbeitslose Fotografin vor dem Präsidentschaftssitz in der bulgarischen Hauptstadt angezündet. Ihr Zustand war am Dienstag hoffnungslos, wie das behandelnde Krankenhaus mitteilte. Nach Angaben der Familie war die geschiedene Frau aus Gram über die Zukunft ihres Kindes zu der Selbstverbrennung getrieben worden.
Von Februar 2013 bis Jänner hatten mindestens sechs Bulgaren ihr Leben verloren, indem sie sich selbst anzündeten. Auch bei ihnen war Armut das Motiv. Sie protestierten mit ihren Handlungen aber auch gegen die politische Korruption, in der ein Hauptgrund für das Elend weiter Bevölkerungsteile gesehen wird.
Ärmstes Land der EU
Bulgarien ist das ärmste Land der EU. Fast die Hälfte der Menschen sind von Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht, wie aus Eurostat-Zahlen vom Dienstag hervorgeht. Das durchschnittliche Monatsgehalt liegt in Bulgarien bei 400 Euro, die Pension bei 100 Euro.
Im vergangenen Frühjahr gab es monatelange Massenproteste gegen das Elend und die Korruption, sie führten zum Rücktritt von Regierungschef Bojko Borissow. Dessen Partei Bürger für eine Europäische Entwicklung Bulgariens (GERB) war Anfang Oktober als stärkste Kraft aus vorgezogenen Parlamentswahlen hervorgegangen. Borissow will nun eine Minderheitsregierung bilden und ins Amt des Ministerpräsidenten zurückkehren.