Erstmals seit 2012

Assad lässt Medikamente in belagertes Daraya

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Die Lieferung von Lebensmitteln verweigert er jedoch weiterhin.

Erstmals seit Beginn der Belagerung durch Regierungstruppen vor vier Jahren ist am Mittwoch ein Hilfskonvoi in die syrische Stadt Daraya durchgelassen worden - allerdings nur mit Medikamenten. Es sei "schockierend und inakzeptabel", dass keine Lebensmittel zu den rund 8000 festsitzenden Menschen gebracht werden konnten, kritisierte die Hilfsorganisation Save the Children.

"Politik der Aushungerung"
Die syrische Opposition warf Machthaber Bashar al-Assad vor, seine "Politik der Aushungerung" fortzuführen. Daraya liegt nur 15 Autominuten von der Hauptstadt Damaskus entfernt, die Stadt gehörte zu den ersten, in denen die Bevölkerung gegen Assad auf die Straße gegangen war. Seit 2012 wird sie von seinen Truppen belagert. Innerhalb des Belagerungsrings werden noch 8000 Menschen vermutet.

Der Stadtrat erklärte am Mittwoch, es seien nur Medikamente angekommen, keine Lebensmittel. Mitarbeiter von UNO und Rotem Halbmond hätten den Konvoi begleitet, teilte das Internationale Komitee des Roten Kreuzes (IKRK) mit.

Keine Genehmigung für Lebensmittelkonvoy
Am 12. Mai war ein Lebensmittelkonvoi bis an den Stadtrand gelangt, erhielt dann aber von Regierungsseite keine Genehmigung zum Weiterfahren. Diesmal hätten sich die Menschen gar nicht auf die Straßen getraut, aus Angst, vom Militär bombardiert zu werden, sagte der Aktivist Shadi Matar aus Daraya der Nachrichtenagentur AFP.

Laut UN-Angaben wurde auch die ebenfalls belagerte Stadt Moadamiyah im Bezirk Daraya erreicht. Die Lage in diesen und anderen belagerten Städten war einer der Gründe für die syrische Opposition, die Friedensgespräche in Genf vorzeitig zu verlassen.

Feuerpause
Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, es habe die Feuerpause von 48 Stunden zwischen Rebellen und Regierungstruppen vermittelt, die die Hilfslieferung ermöglicht habe. Doch durch den Konvoi mit Medikamenten versuche Assad lediglich, den internationalen Druck zu lockern, klagte eine Oppositionssprecherin.

Sonia Khush, Syrien-Direktorin der Hilfsorganisation Save the Children, nannte es schockierend, dass keine Lebensmittel durchgelassen wurden. "Die ausgehungerten Kinder können keine Versprechen und leeren Phrasen mehr schlucken." Die internationale Gemeinschaft müsse den Druck auf Damaskus erhöhen.

Luftbrücken
Tatsächlich hatte die Syrien-Kontaktgruppe die UNO schon auf ihrer letzten Sitzung Mitte Mai mandatiert, Luftbrücken vorzubereiten, um die notleidende Bevölkerung trotz der Belagerungen versorgen zu können. Der UN-Sondergesandte Staffan de Mistura hatte vergangene Woche nicht zuletzt mit Blick auf die Menschen in Daraya gewarnt, zahllose Syrer drohten an Hunger zu sterben.

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