Der Libanon steht nach der verheerenden Explosion vor einer humanitären Katastrophe.
Die verheerende Explosion von drei Tonnen Ammoniumnitrat im Hafen von Beirut hat den Libanon ins Mark getroffen. Fast die Hälfte der Hauptstadt ist zerstört, kaum einer der 2,3 Millionen Einwohner, der nicht von der Katastrophe direkt betroffen ist.
Die tragische Bilanz bisher: 157 Tote, und diese Zahl steigt stetig, mehr als 4.000 Verletzte und eine halbe Million Menschen verloren alles.
Hungersnot
Dazu kommt, dass wichtige Infrastruktur zerstört wurde. Hans Bederski, Leiter der NGO World Vision im Libanon, sagt zu ÖSTERREICH: „Viele Getreidesilos gingen verloren und der Hafen, wichtig für Importe, ist unbrauchbar. Eine Hungersnot droht.“
Solidaritätswelle
Unterdessen rollt eine Hilfswelle für Beirut an. Der französische Präsident Emmanuel Macron ist das erste Staatsoberhaupt, das sich vor Ort ein Bild der Lage macht. Im Gepäck hat er einen Wiederaufbau-Vertrag, der aber auch an Reformen geknüpft ist. Die EU hat 33 Millionen Euro Hilfsgelder, die Vereinten Nationen neun Millionen Dollar (7,59 Millionen Euro) an Soforthilfe zugesagt.
Schuldfrage
Unterdessen laufen die Ermittlungen der Explosionsursache auf Hochtouren. Es gilt, die Verantwortlichen für die unsachgemäße Lagerung des Ammoniumnitrats zu finden. Wie Militärstaatsanwalt Fadi Akiki am Donnerstagabend mitteilte, wurden im Zuge der Ermittlungen bereits mehr als 18 Angestellte befragt, 16 von ihnen wurden in Gewahrsam genommen. Es handle sich vor allem um Mitarbeiter der Hafenverwaltung und der Zollbehörde.
Festgenommen wurden demnach auch Verantwortliche für Wartungsarbeiten und Arbeiter, die an Bauarbeiten am explodierten Hangar Nr. 12 beteiligt waren. Und auch der russische Besitzer des Frachters „Rhosus“, der die Chemikalien vor Jahren nach Beirut brachte, ist im Visier. Der Geschäftsmann weist allerdings jede Schuld von sich. Gerüchten zufolge war die Chemikalie für die islamistische Terrororganisation Hisbollah bestimmt.