Aufschrei in Italien

Berlusconi in Ruby-Prozess freigesprochen

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Erstinstanzliches Urteil in Bunga-Bunga-Affäre gegen Ex-Premier gekippt.

Italiens Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi ist am Freitag im sogenannten Ruby-Prozess freigesprochen worden. Das Berufungsgericht in Mailand kippte somit das erstinstanzliche Urteil, mit dem der heute 77-jährige Medienzar im Juni 2013 zu sieben Jahren Haft verurteilt worden war.

Das dreiköpfige Gerichtskollegium sah es als erwiesen an, dass Berlusconi nicht für Amtsmissbrauch und Sex mit der minderjährigen marokkanischen Nachtklubtänzerin Karima El Marough alias "Ruby Herzensbrecherin" verantwortlich sei. Vier Stunden lang berieten die Richter über das Urteil.

Kein Amtsmissbrauch Berlusconis
Laut dem Berufungsgericht in Mailand hat sich Italiens Ex-Premier Silvio Berlusconi nicht des Amtsmissbrauchs schuldig gemacht. Er habe während seiner Amtszeit als Premier 2010 nicht seinen Einfluss auf die Polizei genutzt, um die Freilassung der wegen Diebstahls festgenommenen minderjährigen Nachtklubtänzerin Karima El Marough alias "Ruby Herzensbrecherin" aus dem Polizeigewahrsam zu erwirken.

In Bezug auf den Vorwurf der Prostitution liege keine strafbare Handlung vor, urteilten die Richter. Die Mailänder Staatsanwälte, die 2010 die Ermittlungen gegen Berlusconi im Fall Ruby aufgenommen hatten, können jetzt beim Kassationsgericht in Rom, der dritten und letzten Instanz im italienischen Strafsystem, Berufung gegen den Freispruch einreichen. Mit einem letztinstanzlichen Urteil wäre dann voraussichtlich im kommenden Jahr zu rechnen.

Während das Urteil gefällt wurde, befand sich Berlusconi im Seniorenheim in Cesano Boscone bei Mailand, wo er seit zwei Monaten Sozialdienst leistet. Im Altersheim pflegte der TV-Unternehmer alte Menschen, die an Demenz leiden. Er verließ das Seniorenheim, ohne seinen Freispruch gegenüber den auf ihn wartenden Journalisten zu kommentieren.

Ausschluss aus Parlament
Im August 2013 war Berlusconi wegen Steuerbetrugs letztinstanzlich zu vier Jahren Haft verurteilt worden. Daraufhin war er im November aus dem Parlament ausgeschlossen worden. Wegen einer Amnestie wurde die Strafe auf ein Jahr reduziert. Als alternative Strafmaßnahmen leistet Berlusconi seit zweieinhalb Monaten einmal wöchentlich Sozialdienst. Der Medienzar ist Chef der rechtskonservativen Oppositionspartei Forza Italia.
 

Berlusconi über Freispruch: "Bin bewegt"

Der frühere italienische Regierungschef Silvio Berlusconi hat sich nach seinem Freispruch im sogenannten Ruby-Prozess "bewegt" gezeigt. "Ich bin bewegt, die Vorwürfe gegen mich waren ungerecht und verleumderisch", sagte Berlusconi in einer Presseaussendung.

"Mein erster Gedanke gilt meinen Angehörigen, die mit mir Jahre der Medienaggression und der Verleumdungen erlitten haben", so Berlusconi. Er lobte auch das Gericht, das ihn freigesprochen hatte. "Die Mehrheit der Richter sind ausgewogen und ernsthaft", betonte Berlusconi.

Sein Freispruch werde sich positiv auf seine konservative Oppositionspartei Forza Italia auswirken. "Von heute an können wir mit mehr Gelassenheit unseren politischen Weg fortsetzen, an dem sich jedoch nichts ändert. Das liegt im Interesse Italiens, der Demokratie und der Freiheit", so der Regierungschef.

Berlusconis 29-jährige Freundin Francesca Pascale feierte den Freispruch des Medienzaren. "Heute ist der schönste Tag meines Lebens. Ich habe wie ein Kind geweint. Die Gerechtigkeit hat gesiegt", kommentierte Pascale.

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