Ausreise aus China gelungen

Blinder Anwalt Chen in USA gelandet

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"Ich bin glücklich, in Amerika zu sein" - Schlag für Hardliner in Chinas Regierung.

Nach Jahren der Gefangenschaft in seiner Heimat ist der chinesische Bürgerrechtler Chen Guangcheng als freier Mann in den USA eingetroffen. Der blinde Aktivist, der vor vier Wochen mit seiner Flucht in die US-Botschaft in Peking für Spannungen zwischen China und USA gesorgt hatte, landete am Samstag auf dem Internationalen Flughafen Newark bei New York. "Ich bin glücklich, in Amerika zu sein", sagte der auf Krücken gestützte Mann mit der Sonnenbrille kurz nach seiner Ankunft vor einer wartenden Menge in der Universität von New York.

Dort will der 40-Jährige, der sich in seiner Heimat vor allem für Opfer von Zwangsabtreibungen eingesetzt hatte, ein Jurastudium beginnen. Chinas Regierung hatte ihm die Ausreise zu Studienzwecken erlaubt. Ein befreundeter Jurist habe Chens Familie bereits eine Wohnung organisiert, hieß es.

Chen war nach wochenlangem Bangen am Morgen überraschend darüber informiert worden, dass er mit seiner Frau und ihren zwei Kindern ausreisen dürfe. Seit er die US-Botschaft verlassen hatte, lebte die Familie von der Außenwelt weitgehend abgeschirmt in einem Pekinger Krankenhaus. Dort wurde er wegen einer Fußverletzung behandelt, die er sich bei seiner Flucht aus seinem Heimatdorf in die Botschaft zugezogen hatte.

Er sehe seinem neuen Leben mit gemischten Gefühlen entgegen, sagte er einem CNN-Reporter während des Fluges. Nach seiner Ankunft lobte er die chinesische Regierung, diese habe die Situation mit "Ruhe und Zurückhaltung" gehandhabt. "Ich hoffe, dass sie zu einem offenen Diskurs findet und sich den Respekt und das Vertrauen der Menschen erwirbt", sagte Chen vor Journalisten am Gelände der New York University, an der künftig studieren soll.

Vorläufiger Schlusspunkt in diplomatischer Krise
Die Ausreise in die USA markiert einen vorläufigen Schlusspunkt im diplomatischen Tauziehen zwischen den USA und China um den Aktivisten, der jahrelang seiner Freiheit beraubt und teilweise misshandelt wurde. Er nach 19 Monaten Hausarrest in seinem Heimatdorf Dongshigu in der Provinz Shandong mit Hilfe von Freunden in die US-Vertretung in der Hauptstadt geflüchtet. Nach sechs Tagen verließ er die Botschaft unter Zusagen, mit seiner Familie vereint zu werden. Aus Angst um seine Sicherheit entschied er sich dann aber doch für die Ausreise.

Hintergrund: Interne Krise des Regimes
Chinesische Experten sehen in der Ausreise des blinden Chen Guangcheng eine schwere Schlappe für den obersten Chef des chinesischen Sicherheitsapparates, Zhou Yongkang. Dieser hatte sogar den Hollywoodstar Christian Bale von einem Besuch bei Chen im Dezember 2011 abgehalten. Internationalen Journalisten wurden die Computer weggenommen, wenn sie sich Chen nur näherten.

Zhou Yongkang gilt als Hardliner, der für seine Nähe zum ehemaligen Staats- und KP-Chef Jiang Zemin und seine unerbittlich grausames Vorgehen in der Verfolgung der Meditationsbewegung Falun Gong bekannt wurde. Er ist der Chef des "Büro 610", einer Gestapo-ähnlichen Einrichtung, die nur zur Verfolgung von Falun Gong-Praktizierenden ins Leben gerufen wurde. Zhou befehligt auch das chinesische Arbeitslagersystem.

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