Empörung in den USA: Während das Öl sprudelt, sonnt sich der Verursacher.
BP-Vorstandschef Tony Hayward gönnt sich nach seinem vielbescholtenen Krisenmanagement zur Bewältigung der Ölpest im Golf von Mexiko eine Erholungspause. Am Samstag besuchte er eine Yachtregatta vor der Isle of Wight in England, an der auch sein extravagantes, 700.000 Dollar teueres Segelschiff "Bob" teilnahm. Die von der Ölkatastrophe betroffenen Küstenbewohner in den USA reagierten mit Empörung, das Weiße Haus sprach von einem PR-Fiasko.
"Wir können nicht einmal mehr zum Fischen rausfahren, und er geht zu Yachtrennen", schimpfte Küstenbewohner Bobby Pitre aus Louisiana. "Ich wünschte, wir könnten uns auch einmal einen Tag frei vom Öl nehmen."
Hayward will in altes Leben zurück
Mike Strohmeyer aus
Louisiana sagte, Hayward sei "einfach gefühlskalt". "Ich denke, er sollte
mit jemandem da draußen sein und versuchen, das Leck zu stopfen." Ein
BP-Sprecher erklärte, es sei Haywards erste Auszeit seit der Explosion der
Ölinsel "Deepwater Horizon" am 20. April.
Hayward war tags zuvor von seinem Verwaltungsratschef Carl-Henric Svanberg von dem täglichen Krisenmanagement in der Katastrophenregion entbunden worden. Hayward übergebe diese Aufgabe nun an Geschäftsführer Bob Dudley, sagte Svanberg dem Sender Sky News. Hayward hatte auf dem Höhepunkt der Krise mit seiner Aussage, er wolle sein altes Leben zurück, schon einmal für eine Welle der Empörung in den USA gesorgt.
"Ich bin kein Ingenieur"
Am Donnerstag hatte der
Chefmanager des britischen Ölkonzerns bei einer stundenlangen Anhörung im
US-Kongress zahlreiche Abgeordnete verärgert, weil er viele Fragen nicht
beantwortete. Immer wieder antwortete er mit Sätzen wie "Darüber weiß ich
nichts", "Ich bin kein Ingenieur", "Ich war nicht an dem
Entscheidungsprozess beteiligt".
Der BP-Konzern hat nach eigenen Angaben deutlich mehr Geld an die Opfer der Ölkatastrophe im Golf ausgezahlt als vom Kongress angegeben. Ein Ausschuss des Repräsentantenhauses erklärte am Freitag in einer Stellungnahme, BP habe bis zum Dienstag nur 71 Millionen von geschätzten 600 Millionen Dollar bezahlt. Damit wären nur zwölf Prozent der Forderungen beglichen. BP-Sprecher Scott Dean sagte dagegen, bis Freitag seien 95 Millionen Dollar ausgezahlt worden. Der Konzern habe damit die Hälfte der bisher eingereichten 60.000 Einzelforderungen bearbeitet.
Rücksichtsloses Vorgehen
Der Ölkonzern Anadarko Petroleum,
der zu 25 Prozent an der von BP betriebenen Ölquelle im Golf von Mexiko
beteiligt ist, warf BP vor, rücksichtslose Entscheidungen und Handlungen des
Unternehmens hätten zu der Katastrophe geführt. Anadarko-Chef Jim Hackett
reagierte damit auf Forderungen in seiner Firma, Anadarko solle sich auch an
den Kosten für die Beseitigung der Schäden beteiligen.
Die Tragödie hätte verhindert werden können und sei das direkte Ergebnis des rücksichtslosen Vorgehens von BP. Hayward wies dies zurück und erklärte, neben BP seien vermutlich auch andere für das Unglück verantwortlich und müssten zu ihren Verpflichtungen stehen.