Glück im Unglück

Brüssel-Terror: "Ich war in der U-Bahn"

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Die Buchhalterin stand mit ihrem Sohn in der U-Bahn, als die Bombe explodierte.

Die 33-jährige Buchhalterin Kerstin H. aus Darmstadt war gerade mit ihrem fünfjährigen Sohn Julian in der Brüsseler U-Bahn, als wenige Meter von ihnen entfernt der Sprengsatz explodierte.

Zwei tiefe Schnittwunden im Rücken und ein gerissenes Trommelfell im rechten Ohr trug sie von der Explosion davon. Es ist unklar, ob sie je wieder richtig hören wird, doch sie hat den Anschlag überlebt.

Besuch bei der Freundin
Die Buchhalterin und ihr Sohn haben in Brüssel eine Freundin besucht. An ihrem Abreisetag hörten sie beim Frühstück vom Anschlag im Flughafen, also änderte Kerstin ihre Pläne: Sie beschloss, den Zug nicht vom Bahnhof-Süd, sondern vom kleineren Bahnhof-Nord nach Hause zu nehmen.

"Wir dachten, da passiert nichts", meinte die Frau zur Bild-Zeitung. Also stiegen ihr Sohn, ihre Freundin und sie in die Metro ein. Maelbeek ist die zweite Station, die sie auf ihrer Fahrt passieren. "Die Bahn war rappelvoll. Die Tür ging gerade zu, da war plötzlich die Druckwelle. Ich fiel um, hörte nur noch dieses Piepen. Dann öffnete ich die Augen, sah ohne Brille schemenhaft Rauch, die völlig zerstörte Bahn und dachte panisch: Wo ist Julian?", beschrieb Kerstin das Erlebte.

Überlebt
Sie sei daraufhin im Rauch über etwas gestiegen, was möglicherweise ein Mensch gewesen war. Dann versuchten die Buchhalterin und ihre Freundin, den Fünfjährigen aus der Menschenmasse zu ziehen. "Schmerzen spürte ich nicht, in meinem Rücken war es aber heiß und an meinem Kopf lief Blut warm und nass runter."

Damit ihr Sohn nichts sieht, was er nie mehr vergessen kann, befahl sie ihm, die Augen zuzumachen. Dann lief sie mit ihrem Sohn im Arm aus der Station. Auf der Straße angekommen werden Mutter und Sohn von Helfern versorgt. Julian trägt nur Abschürfungen und einen Schock davon, auch Kerstins Freundin bleibt fast unverletzt.

Ziel erreicht
"Ehrlicherweise haben die Terroristen bei mir ihr Ziel erreicht, ich habe Angst. Die ganze Welt wird bedroht, wir müssen endlich dagegen zusammenhalten", erklärte die Buchhalterin.

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