Im Namen des Islam

Brüssel-Terror: Vom Einbrecher zum Attentäter

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Die Brüder El Bakraoui waren in Brüssel keine Unbekannten.

Diebstähle, Einbrüche und Gefängnis: Bevor die beiden Brüder Brahim und Khalid El Bakraoui sich bei den Attentaten von Brüssel im Namen des Jihad selbst in die Luft sprengten und dabei 31 Menschen mit in den Tod rissen, hatten sie schon eine lange Karriere als Kriminelle hinter sich - in den Stadtgemeinden von Brüssel.

Mehrjährige Gefängnisstrafe
Brahim, mit 29 Jahren der ältere von beiden, wurde das letzte Mal 2010 in Belgien zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe verurteilt. Er hatte nach einem Einbruch mit einer Kalaschnikow auf Polizisten geschossen. Nach vier Jahren wurde der Mann, der sich am Dienstag in der Abflughalle des Brüsseler Flughafens in die Luft sprengte, vorzeitig und unter Auflagen aus der Haft entlassen.

Das war 2014. Damals eroberte die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) im Irak und in Syrien große Gebiete und rief ein "Kalifat" aus. Tausende junge Jihadisten strömten in die Region und schlossen sich dem IS an. Brahim soll einer von ihnen gewesen sein.

Ausweisung nach Belgien
Im Juni 2015 wurde er in der türkischen Stadt Gaziantep nahe der syrischen Grenze verhaftet und nach Belgien ausgewiesen. Der belgische Justizminister Koen Geens sagte, Ibrahim habe damals nicht als Terrorverdächtiger, sondern als "gewöhnlicher Krimineller" gegolten, der zur Bewährung freigelassen worden sei. Man habe ihn "Richtung Niederlande" geschickt.

Autodiebstahl
Sein Bruder Khalid, 27 Jahre, der sich am Dienstag in der U-Bahn-Station Maelbeek in die Luft sprengte, war zuletzt 2011 wegen Autodiebstahls zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden. Unter falscher Identität soll er die Wohnung in der Brüsseler Stadtgemeinde Forest gemietet haben, in der es vergangene Woche eine Schießerei zwischen drei Männern und der Polizei gegeben hatte. Einer der Schützen soll der lang gesuchte Salah Abdeslam gewesen sein, der vergangenen Freitag schließlich festgenommen werden konnte.

Von Interpol wurde Khalid seit dem 11. Dezember 2015 mit europäischem und internationalem Haftbefehl im Zusammenhang mit den Attentaten von Paris gesucht. Die belgische Staatsanwaltschaft gab am Donnerstag bekannt, dass Khalid verdächtigt wurde, unter dem Namen Ibrahim Maaroufi eine Wohnung in der südbelgischen Stadt Charleroi gemietet zu haben. Aus dieser Stadt waren die Terrorkommandos der Attentate von Paris gestartet, bei denen am 13. November 130 Menschen getötet worden waren.

Beide Selbstmordattentäter wurden in Brüssel geboren, beide besaßen die belgische Staatsangehörigkeit.

Versteckte Kamera
Laut einem Bericht der belgischen Tageszeitung "La Derniere Heure" von Donnerstag sollen die beiden eine versteckte Kamera vor dem Haus des Direktors des belgischen Atom-Forschungs- und Entwicklungsprogramms kurz nach den Pariser Attentaten entfernt haben. Das zehnstündige Video sei im Dezember bei einem der Verdächtigen der Pariser Anschläge, Mohamed Bakkali, sichergestellt worden. Die Zeitung schließt daraus, dass die Brüder einen Anschlag auf Belgiens Atomkraftwerke planten.

Testament
Am Dienstag hatte die belgische Polizei ein Schreiben entdeckt, das als "Testament" von Brahim bezeichnet wird. Es lag in einer Mülltonne vor dem Haus in der Brüsseler Gemeinde Schaerbeek, in dem die Attentäter ihre Bomben gebastelt hatten und von dem aus sie zum Anschlag auf den Flughafen gefahren waren.

Brahim schreibt, dass er sich "gehetzt" fühle und "nicht mehr wisse, was zu tun sei", weil er "überall gesucht werde" und glaube, "nicht mehr in Sicherheit zu sein", sagte der ermittelnde Staatsanwalt Frederic Van Leeuw. Ein Hinweis auf die IS-Miliz, die sich zu den Attentaten von Paris und Brüssel bekannte, sei in dem Schreiben nicht zu finden.

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