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Terrorverdächtiger gefasst

Chemnitz: Landsmann fesselte gesuchten Syrer

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Ein syrischer Bekannter, bei dem der Gesuchte Unterschlupf finden wollte, alarmierte die Polizei.

Zwei Tage nach dem brisanten Bombenfund in Chemnitz hat die Polizei den in ganz Deutschland gesuchten Terrorverdächtigen Jaber al-Bakr in Leipzig festgenommen. Die Festnahme des 22-jährigen mutmaßlichen Islamisten aus Syrien gelang in der Nacht zum Montag. "Wir sind geschafft, aber überglücklich", schrieb die Polizei Sachsen in der Früh auf Sozialen Netzwerken.



Der als Flüchtling registrierte Mann hat nach bisherigen Ermittlungen einen Bombenanschlag vorbereitet. Bei einer Anti-Terror-Razzia hatte die Polizei mehrere hundert Gramm hochexplosiven Sprengstoff sichergestellt, auch ein möglicher Komplize wurde festgenommen.

Landsmann informierte Polizei

Die Polizei fasste den 22-jährigen Syrer nach Informationen des "Spiegel" um 0.42 Uhr in der Wohnung eines Landsmanns. Den habe Al-Bakr am Leipziger Hauptbahnhof angesprochen und gefragt, ob er bei ihm schlafen könne. Der Syrer lud ihn demnach zu sich nach Hause ein und informierte am Abend die Polizei, nachdem er von der Fahndung gehört hatte. Die Polizisten fanden Al-Bakr gefesselt in der Wohnung.

In ganz Deutschland hatte die Polizei mit Hochdruck nach dem Verdächtigen gesucht, der Kontakte zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS) haben soll. Die Sicherheitsvorkehrungen an Bahnhöfen und Flughäfen wurde verschärft.

Verdacht auf Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Straftat

Die deutsche Bundesanwaltschaft führt die Ermittlungen wegen des Verdachts der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Straftat. Es wurde deshalb erwartet, dass der Verdächtige noch am Montag in Karlsruhe dem Haftrichter vorgeführt wird. "Es deutet einiges auf einen islamistischen Hintergrund hin", erklärte ein Vertreter aus Sicherheitskreisen.

Über mögliche Anschlagsziele wurde nichts bekannt. "Focus"-Informationen, wonach ein deutscher Flughafen angegriffen werden sollte, wurden von den Behörden nicht bestätigt.

Verdächtiger konnte vorerst entkommen

Am Samstag war der Mann noch dem Zugriff in Chemnitz entkommen. Die Beamten gaben in dem Plattenbau-Viertel einen Warnschuss ab und sahen ihn auch, konnten ihn aber nicht fassen. Das Landeskriminalamt wies Vorwürfe zurück, es sei eine Panne passiert.

In dem noch nicht geräumten Haus habe man zu Recht Sprengstoff vermutet, sagte ein LKA-Sprecher. "In so einer Situation können wir nicht ins Risiko gehen."

Verbindung mit dem IS

Nach Informationen von "Süddeutscher Zeitung", NDR und WDR fanden sich in der Chemnitzer Wohnung etwa 500 Gramm bereits gemischter Sprengstoff und etwa ein weiteres Kilo Chemikalien, die zum Bombenbau geeignet sind. Außerdem stellte die Polizei Zünder sicher und Teile, die nach erster Bewertung zur Herstellung von Rohrbomben gedient haben könnten. Dem Bericht zufolge stand der Syrer offenbar über das Internet in Verbindung mit dem IS, auch über ein mögliches Ziel war anscheinend schon diskutiert worden - die Rede war von Berliner Flughäfen.

In Chemnitz in Gewahrsam genommen und befragt wurde am Sonntag ein weiterer Mann, der Kontakt zu dem gesuchten Syrer gehabt haben soll, wie die Polizei zuvor mitteilte. Das Spezialeinsatzkommando hatte auch hier die Tür aufgesprengt.

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