Bei einem Drohnenangriff der libanesischen Hisbollah-Miliz auf einen israelischen Armeestützpunkt nahe der Stadt Binyamina sind vier Soldaten getötet worden.
Wie die Armee in der Nacht bekanntgab, wurden sieben weitere Soldaten schwer verletzt. Insgesamt erlitten bei der Attacke am Sonntag laut Rettungsdiensten mehr als 60 Menschen Verletzungen. Damit ist es einer der blutigsten Angriffe auf Israel seit Beginn des Gaza-Kriegs vor gut einem Jahr.
Die Warnsirenen hatten vor der Attacke nicht geheult. "Wir werden untersuchen, wie eine Drohne ohne Vorwarnung eindringen und eine Basis treffen kann", kündigte der israelische Armeesprecher Daniel Hagari laut Medien kurz nach Mitternacht in einer Stellungnahme an.
"Geschwader von Angriffsdrohnen"
Die pro-iranische Hisbollah reklamierte den Angriff für sich. Man habe ein Trainingscamp des israelischen Militärs in Binyamina mit einem "Geschwader von Angriffsdrohnen" attackiert. Israels Radarsysteme hätten die hoch entwickelten Drohnen nicht erfasst, verkündete die Hisbollah in der Nacht auf Telegram. Die Schiiten-Miliz kündigte noch heftigere Angriffe an, falls der Nachbarstaat seine Offensive im Libanon nicht stoppen sollte - und "dass das, was er heute im Süden Haifas erlebt hat, nur ein kleiner Vorgeschmack auf das ist, was wartet, wenn er beschließt, seine Aggression gegen unser edles und geliebtes Volk fortzusetzen".
Laut einer ersten Untersuchung habe die Hisbollah vom Libanon aus zwei Kamikaze-Drohnen gestartet, die vom Meer aus in den israelischen Luftraum eingedrungen seien, meldete die "Times of Israel". Beide Drohnen seien vom Radar geortet und eine vor der Küste nördlich von Haifa abgeschossen worden. Flugzeuge und Hubschrauber hätten die zweite Drohne verfolgt, sie sei aber vom Radar verschwunden. Es hätten keine Sirenen geheult, weil davon ausgegangen worden sei, dass die Drohne abgestürzt oder abgefangen worden war, berichtete die Zeitung weiter. Die Drohne schlug schließlich in der Nähe von Binyamina ein.
Israels Armeesprecher Hagari forderte die Öffentlichkeit laut "Times of Israel" auf, keine Gerüchte über den Angriff 60 Kilometer nördlich der Stadt Tel Aviv zu verbreiten, solange die Fakten nicht geklärt seien. "Wir sind verpflichtet, für einen besseren Schutz zu sorgen", wurde er zitiert. "Wir werden diesen Vorfall untersuchen, daraus lernen und uns verbessern."
Hilfe der USA
Um die Luftverteidigung Israels nach den jüngsten schweren Raketenangriffen durch den Iran zu stärken, schicken die USA eine Batterie des hochmodernen Raketenabwehrsystems THAAD und ein dazugehöriges Team des US-Militärs nach Israel. Der Schritt unterstreiche das eiserne Bekenntnis der Vereinigten Staaten zur Verteidigung Israels, teilte das US-Verteidigungsministerium mit. Die USA hatten im vergangenen Jahr angesichts des eskalierten Nahost-Konflikts bereits eine Batterie des Raketenabwehrsystems in die Region verlegt, nicht aber nach Israel selbst.
Unterdessen feuerte die Hisbollah nach Angaben der israelischen Armee in der Nacht erneut Raketen auf den Norden Israels ab. Demnach fing die Luftabwehr ungefähr fünf aus dem Libanon kommende Geschosse erfolgreich ab. Zuvor hatten in der Bucht von Haifa und umliegenden Gemeinden die Warnsirenen geheult. Laut "Times of Israel" waren die Explosionen der Abwehrgeschosse am Nachthimmel über Haifa zu sehen.
Im Libanon wurden unterdessen bei israelischen Angriffen erneut Dutzende Menschen getötet. Am Samstag seien in verschiedenen Regionen des Landes 51 Menschen getötet worden, teilte das Gesundheitsministerium am Sonntagabend mit. 174 Menschen seien verletzt worden. Auch drei Soldaten der regulären libanesischen Streitkräfte erlitten nach Angaben der Armee Verletzungen.
Die libanesische Armee ist selbst nicht aktiv an dem Konflikt zwischen der Hisbollah und dem israelischen Militär beteiligt. Nicht sie ist der erklärte Kriegsgegner Israels, sondern die Hisbollah. Insgesamt sind seit Ausbruch der Gefechte zwischen der Hisbollah und Israels Militär vor gut einem Jahr nach libanesischen Angaben mehr als 2.300 Menschen im Libanon getötet und knapp 10.700 verletzt worden.
Unterdessen griff Israels Luftwaffe nach eigenen Angaben erneut eine Kommandozentrale der mit der Hisbollah verbündeten Hamas im Gazastreifen an. Sie habe sich im Zentrum des abgeriegelten Küstenstreifens in einem Gebäude befunden, das früher als Krankenhaus gedient habe, teilte die Armee in der Nacht auf Telegram mit. Die Kommandozentrale habe Hamas-Terroristen zur Planung und Ausführung von Anschlägen auf Israels Truppen und den Staat Israel gedient. Die Angaben der israelischen Armee ließen sich nicht unabhängig überprüfen.