Marokko

Entsetzen nach Anschlag in Marrakesch

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Mindestens 14 Menschen wurden getötet und 23 weitere verletzt.

Der Anschlag auf ein Touristencafe in der marokkanischen Stadt Marrakesch mit mindestens 14 Toten ist international scharf verurteilt worden. US-Außenministerin Hillary Clinton sprach in einer Erklärung am Donnerstag von einem "feigen terroristischen Attentat". Der UNO-Sicherheitsrat in New York verurteilte die "abscheuliche" Tat "auf das Schärfste".

Ausländer unter den Opfern
Nach Angaben des marokkanischen Innenministers Taib Cherkaoui wurden bei dem Anschlag 14 Menschen getötet. Rettungskräfte hatten von mindestens 18 Toten gesprochen. Unter den Todesopfern seien elf Ausländer und drei Marokkaner, zudem seien 23 weitere Menschen verletzt worden, hieß es weiter. Wie Ärzte mitteilten, waren acht Franzosen unter den Toten. Das Außenministerium in Den Haag gab den Tod einer Niederländerin bekannt. Nach Angaben des Außenministeriums in Wien gibt es keine Hinweise, dass Österreicher betroffen sind.

Berichte, wonach der Anschlag möglicherweise von einem Selbstmordattentäter verübt wurde, bestätigte Cherkaoui nicht. Es habe sich um einen "terroristischen Akt" gehandelt, sagte Marokkos Kommunikationsminister Khalid Naciri der Nachrichtenagentur AFP. Das Land sei "wieder mit den gleichen Bedrohungen konfrontiert wie im Mai 2003". Vor acht Jahren waren bei Anschlägen in der Küstenstadt Casablanca 45 Menschen getötet worden, darunter zwölf Selbstmordattentäter.

Beliebtes Touristenziel
Die Explosion ereignete sich im Cafe Argana auf dem mittelalterlichen Marktplatz Jamaa el-Fna. Das Cafe ist bei Touristen beliebt, weil sie aus der ersten Etage das Treiben auf dem Platz mit seinen Schlangenbeschwörern und Gauklern überblicken können. "Die gesamte erste Etage des Cafes Argana wurde durch diese Explosion beschädigt", sagte ein Augenzeuge in einem Telefonat mit AFP.

Die Ehefrau eines Kellners, der getötet wurde, sagte, die Explosion habe sich auf der Terrasse ereignet. Ein anderer Augenzeuge wollte beobachtet haben, wie ein Mensch das Cafe betrat, eine Bombe ablegte und wieder ging. Zunächst hatte es geheißen, die Explosion habe in der Küche stattgefunden, wo Gasflaschen standen.

Ermittlungen eingeleitet
Ermittlungen seien eingeleitet worden, um die genauen Ursachen festzustellen, sagte Innenminister Cherkaoui. Unter den Opfern seien "mehrere Touristen", so ein Vertreter der Präfektur. Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy teilte in Paris mit, er verurteile "den hinterhältigen, grausamen und feigen Anschlag aufs Schärfste".

Clinton entsetzt
"Die Vereinigten Staaten verurteilen auf das Schärfste den terroristischen Angriff, der heute Unschuldige in einem Cafe von Marrakesch in Marokko getötet und verletzt hat", erklärte Clinton. UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon zeigte sich "entsetzt". Ban bekräftige seine "scharfe Ablehnung des Einsatzes rücksichtsloser Gewalt gegen Unschuldige", sagte sein Sprecher Martin Nesirky. Der deutsche Außenminister Guido Westerwelle sagte, die Tat "darf keinesfalls dazu führen, dass der eingeleitete Reformprozess in Marokko unterminiert wird".

Zunächst bekannte sich niemand zu dem Anschlag. Es wurde aber spekuliert, dass die Gruppe Al-Kaida im Islamischen Maghreb (AQMI), ein nordafrikanischer Ableger des Terrornetzes von Osama bin Laden, hinter dem Blutbad stecken könnte.

Wie in anderen nordafrikanischen Ländern sind auch in Marokko in den vergangenen Monaten tausende Menschen auf die Straßen gegangen, um demokratische Reformen einzufordern. Die jüngste Demonstration fand am Wochenende statt. Gewalttätige Unruhen wie in anderen Staaten der Region blieben in Marokko aber weitgehend aus.

Reformen angekündigt
Der in weiten Teilen der Bevölkerung beliebte König Mohammed VI. kündigte tiefgreifende Reformen an. So will er einen Teil seiner Macht abgeben und die Befugnisse der Regierung sowie des Parlaments stärken. Ein Zusammenhang zwischen dem Anschlag in Marrakesch und den Protesten sei nicht zu erkennen, hieß es in Medienberichten.

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