Sprecher der "Moonies"

"Er sah sich selbst als einen Anführer oder Messias"

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Das Sekten-Drama vom Gruselhof: ÖSTERREICH-Reporterin Larissa Eckhardt berichtet aus den Niederlanden.

Ruinerwold. Nach und nach kommen neue Fakten über das bizarre Leben der Sektenfamilie auf dem Bauernhof zum Vorschein. Fakt ist: Gerrit-Jan van D. (67), leiblicher Vater der sechs Kinder (vier Mädchen, zwei Burschen im Alter von 18 bis 25), die auf dem Bauernhof festgehalten wurden, ist in U-Haft. Ebenso Josef B. (58), jener Österreicher, der dem Kindesvater dabei half, den Sektenwahn auszuleben. Beiden Männern wird Freiheitsberaubung vorgeworfen. Sollten sie später verurteilt werden, drohen bis zu zwölf Jahre Gefängnis. Die vom Hof befreiten Kinder, die neun Jahre in einem fensterlosen Raum festgehalten wurden, werden nun von Psychologen betreut.
 
Larissa Eckhardt
© Larissa Eckhardt
oe24-Reporterin Larissa Eckhardt vor Ort in Ruinerwold
 

Familie des Sekten-Vaters klagt die "Gurus" an

 
Das Drama: Verwandte des Holländers schreiben nun einen offenen Brief. Demnach brach Gerrit-Jan van D. bereits 1980 mit seiner ursprünglichen Familie. Er schloss sich gemeinsam mit seinem Burder Derk in den Niederlanden der Moon-Sekte an, wurde zum fanatischen Mitglied, schrieb sich übernatürliche Kräfte zu. Drei seiner insgesamt neun Kinder flohen damals vor ihrem Vater zu anderen Familienmitgliedern: Shin, Edino und Marianne.
 
© Screenshot Facebook
Jan van D. (25), ältester Sohn, brach aus der Sekte aus und deckte damit Skandal auf
 
Selbst der Moon-Sekte wurde D. zu radikal, sie warf ihn raus. Zuvor reiste er zu Moon-Treffen nach München. Dort, oder in Linz, dürfte er auch den Oberösterreicher Josef B. getroffen haben. Auch B. war glühendes Mitglied der Moon-Sekte. Er war mit einer Asiatin verheiratet. Zwei Kinder. Die verließ er, zog zu Gerrit D. in die Niederlande.
 

Er hielt sich für den Messias: Sechs Kinder mit neuer Frau

 
Ein Krimi: D. vermied jeden Kontakt zu seiner Familie. Selbst als 2017 seine leibliche Mutter starb, kam der Holländer nicht zum Begräbnis. In Wahrheit lebte er zuerst in der Stadt Hasselt mit einer neuen Frau in einem Reihenhaus. Es gibt Gerüchte, wonach seine neue Frau aus Österreich stamme. Mit der neuen Frau zeugte er sechs weitere Kinder. Der Holländer hielt sich selbst für eine Art Messias. Schon damals war sein Nachbar in dem Reihenhaus Josef B. 2004 starb die Mutter der Kinder. Der Holländer zog auf den Bauernhof in Ruinerwold, den Josef B. angemietet hatte. Dort lebten sie ihren Sektenwahn aus.
 
© EPA/WILBERT BIJZITTER
Holländische Polizei durchsucht den Horror-Bauernhof

Das schreiben Angehörige der bizarren Sekten-Familie

In dem offenen Brief erläutern die Verwandten des Sekten-Vaters Gerrit-Jan D. (67): „Herr G. J. van D. brach in den 1980er-Jahren alle Kontakte zu seiner unmittelbaren Familie ab. Er hat uns geraten, keinen Versuch zu unternehmen, seinen neuen Wohnort zu finden“, schreiben die Verwandten. Ab diesem Zeitpunkt hatten sie keine Ahnung mehr vom neuen Leben des Mannes. Sie wussten nicht, was aus ihm und seinen sechs weiteren Kindern wurde. In Wahrheit hielt der fanatische Sektenanhänger seine neue Familie auf dem Bauernhof gefangen, bis sein ältester Sohn Jan ausbrach und Alarm schlug.
 
© APA/AFP/ANP/WILBERT BIJZITTER
Der Hof auf dem D. seinem Sektenwahn frönte
 

"Er sah sich selbst als einen Anführer oder Messias"

 
oe24 im Interview mit dem Sprecher der "Moonies" Wim Koetsier.
 
© oe24
 
oe24: Was können Sie über Gerrit-Jan D. und den Österreicher Josef B. sagen?
 
Wim Koetsier: Er war in den 80ern für kurze Zeit Mitglied der Organisation in Holland, bevor er nach Deutschland gegangen ist und eine eigene Gruppe gegründet hat. Josef B. kennen wir nicht.
 
oe24: Warum wollte er eine eigene Gruppe gründen?
 
Koetsier: Ich denke, dass er sich selbst als einen Anführer oder Messias sah. Er war sehr von sich überzeugt.
 
oe24: Wie hat sich seine Gruppe von Ihrer Bewegung unterschieden?
 
Koetsier: Er wollte sich selbst isolieren und von der Welt nichts mehr wissen. Er hat das auch praktiziert, weil niemand wusste, wo er war. In unserer Bewegung geht es um friedvolles ­Zusammenleben.
 
oe24: Was empfanden Sie, als Sie vom Schicksal der Kinder erfuhren?
 
Koetsier: Uns tun sie leid. Wir hoffen, dass sie irgendwann ein normales Leben führen können.
 
oe24: Können Sie uns etwas über die Rituale der Sektierer-Gruppe sagen?
 
Koetsier: Wir haben gehört, dass die Kinder jede halbe Stunde im Kreis laufen mussten. Das praktizieren wir nicht. Wir schicken unsere Kinder in die Schule, verstecken sie nicht.
 
oe24: Auf dem Bauernhof wurde auch viel Geld gefunden. Spenden Ihrer Bewegung?
 
Koetsier: Nein, das ist kein Geld unserer Bewegung.
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