170 Verletzte

Erdbeben in Nepal: Mindestens 157 Tote

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Die Opferzahlen könnten noch steigen, zumal aus abgeschnittenen Gebieten zunächst keine bestätigten Angaben vorlagen.

Kathmandu. Bei einem starken Erdbeben in Nepal sind mindestens 157 Menschen gestorben. Zudem seien bisher 170 Verletzte gezählt worden, sagte ein Polizeisprecher in der Hauptstadt Kathmandu am Samstag. Die Opferzahlen könnten noch steigen, zumal aus abgeschnittenen Gebieten zunächst keine bestätigten Angaben vorlagen. Das Beben am Freitag um 23.47 Uhr Ortszeit hatte laut der Nationalen Erdbebenwarte NEMRC eine Stärke von 6,4. Die US-Erdbebenwarte USGS gab die Stärke mit Stärke 5,6 an.

Aufnahmen beim örtlichen Fernsehsender Kantipur TV zeigten am Tag darauf Menschen, die in zerstörten Häusern ihr Hab und Gut suchten und verletzte Opfer aus den Trümmern zogen. An einigen Orten begannen die Rettungsarbeiten bereits kurz nach dem Beben, andere Orte in dem bergigen Himalaya-Land konnten selbst am Samstag noch nicht erreicht werden, wie der Verwaltungsvertreter Harischandra Sharma aus dem Distrikt Jajarkot, wo das Zentrum des Bebens geortet wurde, sagte.

Straßen durch Erdrutsche blockiert

Teils seien Straßen durch Erdrutsche blockiert gewesen, teils könnten Helfer die abgelegenen Orte ohnehin nur zu Fuß erreichen. Die betroffenen Gebiete gehören zu den ärmsten in dem armen Land in Südasien. Aufnahmen von Kantipur TV zeigten auch, wie Dorfbewohner etwa ohne Schutzausrüstung sich selbst und ihren Mitmenschen halfen. Sie nutzten Spaten und Stirnlampen.

Der nepalesische Regierungschef Pushpa Kamal Dahal traf am Samstag im Erdbebengebiet ein. Zuvor hatte er im Onlinedienst X (ehemals Twitter) seine "tiefe Trauer" angesichts der durch das Erdbeben verursachten "menschlichen und materiellen Schäden" ausgedrückt. Auch Indiens Premierminister Narendra Modi bekundete seine "tiefe Trauer" über die Todesopfer. Das Nachbarland sei "solidarisch mit dem nepalesischen Volk" und bereit, "jegliche mögliche Hilfe bereitzustellen".

Dem Außenministerium in Wien lagen keine Berichte vor, wonach Österreicherinnen oder Österreicher von dem Erdbeben in Nepal betroffen sind, hieß es am Samstag auf APA-Anfrage. Mehr als 200 Personen aus Österreich seien jedoch derzeit in Nepal reiseregistriert. Auf X (vormals Twitter) sprach das Außenministerium den Menschen in dem Land Mitgefühl und Solidarität aus. "Unser Beileid gilt allen, die von dem verheerenden Erdbeben in Nepal betroffen sind", wurde betont.

Epizentrum unweit der Grenze zu Tibet

Nach Angaben der US-Erdbebenwarte USGS lag das Epizentrum des Bebens in einer Tiefe von 18 Kilometern unter der Erdoberfläche in 42 Kilometern Entfernung von der Stadt Jumla, unweit der Grenze zur chinesischen Region Tibet. Erschütterungen waren bis in die fast 500 Kilometer entfernt gelegene indische Hauptstadt Neu-Delhi zu spüren. Eine Stunde nach dem ersten Beben folgte laut USGS ein Nachbeben der Stärke 4,0.

Der Erdstoß verursachte die meisten Todesopfer in Nepal seit dem schweren Beben im Frühjahr 2015 vor rund acht Jahren, bei dem rund 9.000 Menschen ums Leben kamen und Millionen weitere obdachlos wurden. Damals wurde die Gegend um die Hauptstadt Kathmandu erschüttert. Zahlreiche Gebäude stürzten ein, darunter auch UNESCO-Welterbestätten.

Die Himalaya-Region, in der auch Nepal liegt, ist geologisch äußerst aktiv. Dort schiebt sich die Indische Kontinentalplatte unter die Eurasische Platte - was immer wieder zu Beben führt - es gab auch mehrere in den vergangenen Wochen.

Wahres Ausmaß der Katastrophe noch nicht abschätzbar

Das wahre Ausmaß der Katastrophe in der entlegenen Gebirgsregion war noch nicht abschätzbar, erläuterte am Samstag die österreichische Hilfsorganisation Jugend Eine Welt in einer Aussendung. "Unsere Einrichtungen in der vom Beben betroffenen Provinz sind soweit intakt, wir helfen in unserem Einzugsgebiet den Opfern des Bebens", berichtete Pater Augusty Pulickal Antony als Projektpartner. Zugleich bat er um Spenden. Schon nach dem verheerenden Erdbeben in Nepal im Jahr 2015 hatten die Jugend-Eine-Welt-Partner dafür gesorgt, dass innerhalb von 18 Monaten zehn Schulen wiederaufgebaut wurden, wurde betont.

Die Caritas Nepal stehe in ständigem Kontakt mit der lokalen Regierung und den lokalen Partnern für eine vollständige Beurteilung, um Teams und Hilfe auf den Weg zu schicken. "Wir kennen die Region sehr gut, sind seit 2011 mit Projekten zu Ernährungssicherheit und Klima- und Katastrophenresilienz vor Ort", berichtete Andreas Knapp, Generalsekretär Internationale Programme der Caritas Österreich. "Es geht nun darum, schnellstmöglich wind-und wetterfeste Zelte, warme Winterpakete und medizinische Hilfe zur Verfügung zu stellen."

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