Präsident mit Eklat

Erdogan fordert Bluttest für Deutsch-Türken

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Türkischer Präsident nach Völkermord-Resolution:  "Was für Türken bitte?"

Nach der Völkermord-Resolution in Deutschland hat der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan seine Angriffe auf türkischstämmige Abgeordnete im Deutschen Bundestag verschärft. "Manche sagen, das seien Türken", so Erdogan am Sonntagabend. "Was denn für Türken bitte?" Erdogan sprach sich dafür aus, den Abgeordneten Blutproben entnehmen zu lassen. Berlin stellte sich vor die Parlamentarier.

Grüner für Erdogan ein "Besserwisser"
"Ihr Blut muss durch einen Labortest untersucht werden", meinte Erdogan in Istanbul. Den Grünen-Chef Cem Özdemir, der zu den Initiatoren der am Donnerstag im Bundestag verabschiedeten Resolution über den Völkermord an Armeniern in der Türkei gehörte, nannte Erdogan einen "Besserwisser".

Erdogan: "Ihr Blut ist verdorben"
Bereits am Samstag hatte Erdogan die türkischstämmigen Abgeordneten im Bundestag angegriffen. "Dort soll es elf Türken geben", sagte Erdogan. "Von wegen. Sie haben nichts mit Türkentum gemein. Ihr Blut ist schließlich verdorben." Er warf den Abgeordneten zudem vor, der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) als verlängerter Arm in Deutschland zu dienen. "Es ist sowieso bekannt, wessen Sprachrohr sie sind", sagte Erdogan. "Von der separatistischen Terrororganisation in diesem Land sind sie die Verlängerung in Deutschland."

Die deutsche Regierung stellte sich nach den verbalen Angriffen vor die Parlamentarier. Auch in Deutschland werde die PKK als terroristische Organisation eingestuft, betonte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin: "Wenn jetzt durch Äußerungen aus der Türkei einzelne Abgeordnete des Deutschen Bundestages in die Nähe des Terrorismus gerückt werden, so ist das für uns in keiner Weise nachvollziehbar." Seibert sagte, bei der Resolution, in der das Massaker der Türkei an den Armeniern vor 101 Jahren als Völkermord bezeichnet wird, handle es sich "um die souveräne Entscheidung eines eigenständigen Verfassungsorgans".

Kritik: "abscheulich"
Auch die türkische Gemeinde in Deutschland wies die Angriffe Erdogans scharf zurück. "Morddrohungen und Bluttestforderungen finden wir abscheulich", so der Bundesvorsitzende des Verbandes, Gökay Sofuoglu, in Stuttgart. "Ich denke, dass Leute nach Blut definiert werden, hat 1945 aufgehört. Das ist absolut deplatziert." "Wir können unterschiedlicher Meinung sein", sagte Sofuoglu. Aber Menschen könnten nicht in der Öffentlichkeit so bloßgestellt und Angriffen freigegeben werden. Die Lage sei aufgeheizt. Türkischstämmige Abgeordnete hätten Morddrohungen erhalten.

Am Sonntagabend verschärfte Erdogan den Ton gegenüber Deutschland noch einmal. Deutschland sei "das allerletzte Land", das über einen "sogenannten Völkermord" der Türkei abstimmen solle, sagte er. Zunächst solle Deutschland Rechenschaft über den Holocaust und über die Vernichtung von mehr als 100.000 Herero in Südwestafrika Anfang des 20. Jahrhunderts ablegen.

Kritische Beziehung zwischen Deutschland und Türkei
Nach der Völkermord-Resolution wurde unterdessen der deutsche Generalkonsul in Istanbul an seinem Grußwort zu den Absolventen einer türkisch-deutschen Eliteschule gehindert. Der von der AKP-Regierung in Ankara eingesetzte Leiter des Istanbul Lisesi bat Generalkonsul Georg Birgelen kurzfristig, seine Ansprache nicht zu halten, wie die Nachrichtenagentur dpa am Montag aus Teilnehmerkreisen erfuhr.

Schulleiter Hikmet Konar habe das mit einem entsprechenden Anruf vom Erziehungsministerium aus Ankara begründet, hieß es. Befürchtet würden Unmutsbekundungen der Schüler. Birgelen verließ die Veranstaltung am Freitagabend daraufhin vorzeitig.

Kritiker werfen Erdogan und seiner AKP vor, die Türkei islamisieren zu wollen. Am Sonntag riet Erdogan bei einer Ansprache vor einer Frauenvereinigung in Istanbul Ehepaaren erneut dazu, mindestens drei Kinder zu bekommen. "Nicht ich mache das, mein Gott befiehlt es, unser Prophet sagt es." Auch arbeitende Frauen sollten Kinder bekommen. "Eine Frau, die die Mutterschaft verweigert, nur weil sei arbeitet, leugnet in Wahrheit ihre Weiblichkeit."

Video zum Thema: Cem Özdemir über Hetze gegen ihn

 
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