Nach Datenschutz-Hearing

EU-Politikerin kassiert Shitstrom wegen Zuckerberg-Selfie

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Das Hearing des Facebook-Chefs in Brüssel wurde zur Farce und trotzdem postete sie ein "Fan-Selfie".

70 Minuten lang dauerte das Hearing von Facebook-Chef Mark Zuckerberg vor EU-Parlamentariern zum Datenschutz. Im Vergleich zu dem 10-Stunden-Verhör im US-Kongress also eine Kleinigkeit.

Doch statt konkreter Antworten des Konzernchefs anlässlich des Datenskandals bekamen die Zuhörer und die Politiker nur leere Versprechungen und müde Entschuldigungen zu hören.

Wegen Zeitdrucks hatte Zuckerberg ein leichtes Spiel, er ließ viele brisante Fragen aus. Der Facebook-Chef überzog um eine Viertelstunde und hörte dann auf. Er versprach, schriftlich auf die Fragen einzugehen. Die Politiker waren verärgert. Sie nannten es gar eine „Farce“.

Shitstorm

Umso mehr überraschte die schwedische EU-Abgeordnete Cecilia Wikström auf Twitter. Sie postete nach dem Hearing ein Selfie mit Zuckerberg und kassierte dafür einen Shitstorm. Dutzende Kommentare finden sich unter dem Foto in denen die Abgeordnete für ihr „Fan-Foto“ kritisiert wird. „Was für eine Schande, dass Selfies schießen offenbar eine höhere Priorität hatte, als Antworten auf kritische Fragen zu bekommen“, schreibt ein User. Andere nennen die Aktion „beschämend“ oder „peinlich“. Eine weiterer schreibt gar: „Das ist eines der traurigsten Bilder 2018“. Wikström selbst hat sich dazu noch nicht geäußert.

 

 

Enttäuschte Erwartungen

Die Wut über den Ausgang des Hearings konnten sich auch EU-Politiker nicht verkneifen. "Diese Anhörung hat unsere Erwartungen enttäuscht", erklärten die Grünen-Fraktionsvorsitzenden Philippe Lamberts und Ska Keller. Zuckerberg habe "eine Menge vager Versprechen gemacht". Die Grünen kritisierten auch Tajani, der dafür gesorgt habe, dass Zuckerberg nicht direkt auf jede Frage der Fraktionsvertreter antworten musste, sondern diese in gesammelter Form vorgesetzt bekam.

Damit habe Zuckerberg "eine 'Sie kommen aus dem Gefängnis frei'-Karte" bekommen, sagte der Ko-Vorsitzende der Europäischen Konservativen und Reformer (EKR), Syed Kamall. Der Facebook-Chef habe "zu viel Raum bekommen, schwierige Fragen zu vermeiden". Mehr Aufschluss über die Tragweite des Skandals um Cambridge Analytica habe die Anhörung jedenfalls nicht gebracht.

Eine „Farce“

"Das Format des Treffens war eine Farce, da kein echter Austausch zwischen Zuckerberg und den Parlamentariern möglich war", erklärte auch der Chef der europäischen Sozialdemokraten im Parlament, Udo Bullmann. Er forderte "eine weitere Aussprache von Zuckerberg und seinem Management vor den beteiligten Ausschüssen des Europäischen Parlaments".

Der Skandal

Hintergrund: Die Daten von 87 Millionen Nutzern wurden von der Analysefirma Cambridge Analytica möglicherweise illegal für Wahlwerbung verwendet. Zuckerberg verspricht seit Auffliegen des Skandals mehr Datenschutz.

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