Bereits am Weg

EU und UNO schicken Teams nach Libyen

Teilen

In Libyen herrschen weiterhin bürgerkriegsähnliche Zustände.

Angesichts der unübersichtlichen Lage und bürgerkriegsähnlichen Kämpfen schicken die UNO und EU Erkundungsteams nach Libyen. Der libysche Außenminister Musa Kusa habe in einem Telefonat mit UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon der sofortigen Entsendung eines UNO-Teams nach Tripolis zugestimmt, teilte ein UNO-Sprecher am Sonntagabend (Ortszeit) in New York mit. Ein Team der Europäischen Union ist nach Mitteilung der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton bereits auf dem Weg nach Libyen. Unterdessen halten die Kämpfe in dem nordafrikanischen Land an. Vor allem entlang der Küstenlinie versuchen die Truppen des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi, an die Rebellen verlorene Städte zurückzuerobern.

Mit Hubschraubern, Kampfflugzeugen und Panzern griffen die Regierungstruppen nach Berichten des arabischen Senders Al-Jazeera am Sonntag mehrere von Aufständischen kontrollierte Städte an, darunter Bin Jawwad, Tobruk, Ras Lanuf und Misrata. In Al-Zawiya, 50 Kilometer westlich von Tripolis, wechselte die Front binnen Stunden mehrmals hin und her. Am Ende hätten die Gaddafi-Gegner die Angriffe abgewehrt, hieß es.

In Misrata, 210 Kilometer östlich von Tripolis, lieferten sich Gaddafis Truppen Häuserkämpfe mit den Rebellen. Wie ein Vertreter des von den Aufständischen gegründeten Nationalrats Al-Jazeera sagte, habe man die Attacken auch dort zurückgeschlagen. Misrata sei unter Kontrolle, sagte er in der Nacht auf Montag. Bei den Kämpfen seien mehrere Gaddafi-treue Soldaten gefangen genommen worden. Erneut forderte er die Einrichtung einer Flugverbotszone in Libyen. Sie sei "überfällig", um Zivilisten vor den Bomben des Diktator zu schützen.

In der US-Regierung mehren sich unterdessen die skeptischen Stimmen zu einer solchen Flugverbotszone. Nach Verteidigungsminister Robert Gates äußerte sich am Sonntag auch der neue Stabschef im Weißen Haus, Bill Daley, zurückhaltend. "Eine Menge Leute reden über eine Flugverbotszone, als wäre es (...) ein Videospiel oder so etwas", sagte er dem US-Sender NBC. "Wer darüber auf diese Weise redet, hat keine Ahnung, wovon er spricht."

Der UNO-Generalsekretär forderte von der Führung in Tripolis erneut die sofortige Einstellung der "unverhältnismäßigen Gewalt und wahllosen Angriffe auf Zivilisten". Auch müsse die Sicherheit der Ausländer in Libyen garantiert und Hilfsorganisationen Zugang zu den Bedürftigen gewährt werden.

Zum neuen Sondergesandten für Libyen ernannte Ban den früheren jordanischen Außenminister Abdelilah Al-Khatib. Er werde schon in Kürze Beratungen mit den Behörden in Tripolis und den Regierungen in der Region aufnehmen.

Die Entsendung des EU-Teams unter Leitung des italienischen Krisenhilfeexperten Agostino Miozzo dient vor allem der Vorbereitung des Libyen-Sondergipfels am kommenden Freitag. Die Gruppe soll in den nächsten Tagen prüfen, wie die 27 EU-Staaten weitere Unterstützung für die Menschen im Land leisten können.

Ein von Aufständischen im Osten Libyens festgehaltenes britisches Diplomaten- und Soldatenteam ist am Sonntagabend wieder freigelassen worden. Die Gruppe, darunter angeblich sechs Elitesoldaten der Kommandotruppe SAS, hätte britischen Medienberichten zufolge Gespräche mit den Gaddafi-Gegnern aufnehmen sollen. Kurz nach ihrer Ankunft am Freitag waren die Männer jedoch festgenommen worden. Der britische Verteidigungsministers Liam Fox bestätigte, dass britische Diplomaten in Benghazi (Bengasi) mit Rebellen gesprochen hätten. "Aber ich werde dazu keinen weiteren Kommentar abgeben", sagte er.

Die UNO fordert unterdessen den sofortigen Zugang zu den Opfern von Bombenangriffen in Misrata. "Die Hilfsorganisationen brauchen jetzt einen Not-Zugang", hieß es am Sonntag in einer in New York veröffentlichten Erklärung der UNO-Nothilfekoordinatorin Valerie Amos. In der Stadt 150 Kilometer östlich von Tripolis gebe es Menschen, die "verletzt sind und im Sterben liegen und sofort Hilfe brauchen". Nach Angaben der Hilfsorganisation Roter Halbmond wurde Misrata "von Regierungstruppen angegriffen". Der Rote Halbmond versuche, von Tripolis aus Krankenwagen dorthin zu schicken, um Todesopfer und Verletzte abzuholen, wie das UNO-Büro für humanitäre Angelegenheiten (OCHA) mitteilte.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.