Staatsschutzprozess

Ex-Frau von Jihadisten Denis Cuspert vor Gericht

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Staatsschutzprozess in Hamburg mit Anklageverlesung begonnen.

Hamburg. Die frühere Frau des mutmaßlich bereits vor längerer Zeit in Syrien getöteten deutschen Jihadisten und ehemaligen Rappers Denis Cuspert muss sich seit Montag in Hamburg vor Gericht verantworten. Der Staatsschutzprozess begann mit der Anklageverlesung, wie eine Sprecherin des Oberlandesgerichts (OLG) in der Hansestadt sagte.
 
Die Angeklagte soll sich in Syrien der Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) angeschlossen und eine yezidische Jugendliche als "Sklavin" gehalten haben. Nach Erkenntnissen der Ermittler begab sich die 35-jährige Omaima A. im Jänner 2015 mit ihren drei Kindern im Alter von acht Monaten sowie zwei und acht Jahren aus Deutschland zum IS nach Syrien, wo sich ihr damaliger Ehemann aufhielt. Nach dessen Tod bei einem Luftangriff heiratete sie dort später nach islamischem Recht den deutschen Jihadisten Cuspert, der durch IS-Propagandavideos bekannt wurde.
 
Die Deutschtunesierin hielt sich demnach bis September 2016 in dem Bürgerkriegsland auf, bevor sie nach Deutschland zurückkehrte. A. habe sich dort in die Strukturen des IS eingegliedert, sich zu dessen Ideologie bekannt und ihre Kinder in dessen Sinn zu einem "kriminellen Lebenswandel" erzogen, hieß es in der Anklageschrift. Auch Verstöße gegen Erziehungs- und Fürsorgepflichten gegen die eigenen Kinder gehören zu den Vorwürfen. In dem Verfahren sind zunächst 13 Verhandlungstage bis Anfang Juli angesetzt.
 
Die Angeklagte erhielt demnach unter anderem auch Geldzahlungen vom IS und hielt ferner eine 13-Jährige als "Sklavin" in ihrem Haushalt in der Stadt Raqqa. Das Mädchen gehörte zur religiösen Minderheit der Yeziden, an welcher der IS einen Völkermord verübte. Dies stuft die Anklagebehörde als Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Menschenhandel ein.
 
Cuspert, der als Rapper unter seinem Künstlernamen "Deso Dogg" auftrat, blieb nach Erkenntnissen der deutschen Ermittler auch nach der Rückkehr der Angeklagten weiter in Syrien beim IS. Dort wurde er anscheinend bei einem Luftangriff Anfang 2018 getötet. Vor der Trennung soll sich das Paar zerstritten haben. A. wollte demnach nach Deutschland, um ihr viertes Kind zur Welt zu bringen.
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