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Flüchtlinge: Umfrage zeigt Risse in Willkommenskultur

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Knappe Mehrheit gegen weitere Aufnahme - Sorge vor sozialen Belastungen steigt.

Die Willkommenskultur bekommt Kratzer: Eine knappe Mehrheit von 54 Prozent der Deutschen sieht ihr Land einer Umfrage der Bertelsmann-Stiftung zufolge bei der Aufnahme weiterer Flüchtlinge an der "Belastungsgrenze" angekommen. Vor zwei Jahren hätten nur 40 Prozent der Deutschen diese Auffassung geteilt, berichtete die Stiftung am Freitag in Gütersloh.

Im Osten besonders skeptisch
Insbesondere in Ostdeutschland scheint die Skepsis gegen den Zuzug von Flüchtlingen und Einwanderung demnach allgemein zuzunehmen. Dort sind der Umfrage zufolge nur noch 33 Prozent der Bürger nach eigenen Angaben davon überzeugt, dass die Gesellschaft Flüchtlinge insgesamt "offen" aufnehme.

Im Westen sind mit 65 Prozent etwa doppelt so viele Befragte dieser Meinung. Auch was die Einschätzung der Aufnahmebereitschaft für sämtliche Einwanderergruppen angeht, sieht die Stiftung ein klares Ost-West-Gefälle. Im Osten sind 53 Prozent der Meinung, die Gesellschaft heiße Einwanderer willkommen. Im Westen sind es 74 Prozent.

Stimmung kippt
Generell präge das alles überlagernde Flüchtlingsthema inzwischen stark die Meinung der Bürger zur Einwanderung insgesamt, erklärten die Gütersloher Experten. Wie vor zwei Jahren gelte die Anwerbung qualifizierter Arbeitskräfte noch immer jedem Dritten als wichtiges Instrument gegen den Fachkräftemangel. Allerdings schrieben die Deutschen Zuwanderung längst nicht mehr so positive Effekte zu wie in der Vorgängerstudie 2015.

Sorge vor sozialen Folgen
So stieg der Anteil derer, die zusätzliche Belastungen für den Sozialstaat erwarten, in der aktuellen Befragung deutlich auf 79 Prozent. Vor zwei Jahren waren es nur 64 Prozent der Befragten. Zugleich erwarteten jetzt 72 statt ebenfalls etwa 64 Prozent Konflikte zwischen Einheimischen und Zuwanderern. 65 Prozent waren zudem der Meinung, Einwanderung verschärfe die Wohnungsnot in Ballungszentren. 2015 waren es 52 Prozent.

"Die Stimmung der Bevölkerung gegenüber weiterer Zuwanderung verändert sich", erklärte Stiftungsvorstand Jörg Dräger. Es komme nun unter anderem darauf an, die Kommunen stärker bei der Integration von bleibeberechtigten Flüchtlingen zu unterstützen. Wichtig seien etwa neue Investitionen in den sozialen Wohnungsbau. "Konkurrenzsituationen zwischen Einheimischen und Einwanderern sind zu vermeiden."

Dräger verwies zudem auf die laut Umfrage unter den Deutschen ebenfalls weitverbreitete Meinung, dass innerhalb der EU nun eine faire Verteilung von Flüchtlingen nach Kriterien wie Wirtschaftskraft und Bevölkerungszahl angesagt sei. "Die Menschen in Deutschland blicken selbstbewusst darauf zurück, so viele Flüchtlinge so freundlich empfangen zu haben. Sie sagen aber auch: Jetzt sind andere Länder ebenfalls an der Reihe."

Mit der Befragung beauftragt war das Meinungsforschungsinstitut Kantar Emnid. Es befragte im Jänner 2014 Menschen im Alter ab 14 Jahren. Bereits 2012 und 2015 hatte die Bertelsmann-Stiftung vergleichbare Studien zum Thema Willkommenskultur vorgestellt.
 

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