25 Jahre nach der Katastrophe von Bhopal wurden die Verantwortlichen verurteilt.
Mehr als 25 Jahre nach der Giftgas-Katastrophe von Bhopal hat ein indisches Strafgericht acht der Verantwortlichen schuldig gesprochen. Dies teilte der Vorsitzende Richter Mohan Tiwari am Montag in Bhopal mit.
Unter den Verurteilten war auch der Chef des damaligen US-Giganten Union Carbide, Warren Anderson. Sein Unternehmen hatte die Pestizid-Fabrik in der zentralindischen Stadt betrieben, aus der 40 Tonnen hochgiftiges Methylisocyanat (MIC) entwichen waren.
100.000 leiden an Spätfolgen
Am 3. Dezember 1984 ereignete
sich in der zentralindischen Stadt Bhopal eine der schlimmsten
Umweltkatastrophen überhaupt. Aus einem Gastank der Fabrik, in welcher der
US-Gigant Union Carbide Pflanzenschutzmittel für Indiens "grüne Revolution"
produzieren ließ, waren in den Nachtstunden 40 Tonnen hochgiftiges MIC
entwichen und hatten sich über die dicht besiedelten Armenviertel von Bhopal
gesenkt. Nach Angaben der indischen Regierung starben bis zu 10.000 Menschen
in den ersten drei Tagen nach der Giftgaskatastrophe, rund 100.000 weitere
leiden bis heute an den Spätfolgen. Menschenrechtsorganisationen sprechen
von bis zu 30.000 Todesopfern.
Nur halbherzige Sanierung
Auf dem Fabrikgrundstück lagern nach
Angaben von Umweltaktivisten noch immer tonnenweise giftige Chemikalien, die
den Boden und das Wasser in einem Umkreis von bis zu fünf Kilometern
verseuchten. Tausende weitere Tonnen lagern in sogenannten
"Verdunstungsteichen", in denen Union Carbide über Jahre hinweg bis zu dem
Unfall seine Abfälle geworfen hatte.
Für die Sanierung ist seit 1998 die Regierung von Madhya Pradesh zuständig. Doch bis heute ist sie ihrer Aufgabe nach Angaben der Bhopal-Verbände nur halbherzig nachgekommen. Während die Behörden erklären, die Industriebrache sei sicher, weisen jüngste Studien um das Vielfache erhöhte Giftkonzentrationen im Grundwasser auf. Indiens Regierungschef Manmohan Singh versprach nun weitere Anstrengungen für sauberes Trinkwasser und zur Sanierung des Fabrikgeländes.
Dow Chemical zahlte 470 Mio. Dollar
In einer Erklärung zum
Jahrestag der Katastrophe erinnerte der US-Konzern Dow Chemical, der 1999
Union Carbide übernommen hatte, an die bereits geleisteten
Entschädigungszahlungen in Höhe von 470 Millionen Dollar (zurzeit rund 390
Mio. Euro). Union Carbide habe "alles in seiner Macht Stehende getan, um den
Opfern zu helfen". Für die weiteren Konsequenzen seien die indischen
Behörden zuständig.
Union Carbide und die indische Regierung hatten sich 1989 auf die Zahlung von 470 Millionen Dollar geeinigt, im Gegenzug wurden damals alle Strafverfolgungen gegen mögliche Verantwortliche fallengelassen. Der Konzern erklärte seinerzeit, das Unglück sei durch Sabotage ausgelöst worden.