Wrack geortet

Grusel-Fotos vom verschollenen U-Boot

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Das argentinische U-Boot konnte nach einem Jahr im Atlantik geortet werden.

Fast auf den Tag genau ein Jahr nach dem Verschwinden des argentinischen U-Boots "ARA San Juan" mit 44 Besatzungsmitgliedern an Bord ist das Wrack am Grund des Atlantiks geortet worden. Wie das argentinische Militär am Samstag mitteilte, wurde das implodierte U-Boot am Vortag in 800 Metern Tiefe entdeckt.
 
Die Bergung dürfte allerdings eine Milliardensumme kosten - Geld, das Argentinien laut Verteidigungsminister Oscar Aguad nicht hat.
 

400 Kilometer vor der Küste

Der argentinische Marinechef Josée Villan sagte vor Journalisten, die Beschaffenheit des Meeresgrunds habe die Suche erschwert. Die von der argentinischen Regierung mit der Suche betraute US-Firma Ocean Infinity ortete das Wrack schließlich am Freitag und damit ein Jahr und einen Tag nach dem Verschwinden des U-Boots.
Grusel-Fotos vom verschollenen U-Boot
© APA/AFP/ARGENTINA'S NAVY PRESS OFFICE/HO
 
Die "Seabed Constructor", das Suchschiff von Ocean Infinity, ist mit Unterwasserkameras ausgerüstet, die in einer Tiefe von bis zu 6.000 Metern den Meeresboden absuchen können. Ein mit Kameras ausgestattetes unbemanntes Mini-U-Boot der US-Firma lieferte erste Bilder der "ARA San Juan", die rund 400 Kilometer vor der Küste Patagoniens am Meeresgrund liegt.
 
Eigentlich hatte die "Seabed Constructor" nach rund zweimonatiger Suche eigentlich zu Wartungsarbeiten nach Südafrika aufbrechen sollen. Dann entschied die Mannschaft, erst noch ein zuvor wegen schlechter Wetterbedingungen bei der Suche ausgelassenes Gebiet zu überprüfen. Dabei stießen die Spezialisten auf das U-Boot-Wrack.
Grusel-Fotos vom verschollenen U-Boot
© APA/AFP/ARGENTINA'S NAVY PRESS OFFICE/HO
 

Kurzschluss und Feuer

In ihrem letzten Funkspruch hatte die U-Boot-Besatzung am 15. November 2017 einen Kurzschluss und ein Feuer an Bord gemeldet. Kurz darauf wurde eine Explosion im Südatlantik registriert. Experten vermuten, dass durch ein undichtes Ventil Wasser in das in Deutschland gebaute U-Boot eingedrungen war.
 
Ein argentinischer Marineoffizier sagte der Nachrichtenagentur AFP, die "ARA San Juan" hätte wegen des Wasserdrucks nicht mehr als 300 Meter tief tauchen dürfen. "Was auch immer die Unglücksursache war, bei 600 Metern ist das U-Boot implodiert", fügte der Offizier hinzu.
 
Das Heben des Wracks könnte nach Experteneinschätzung eine Milliarde Dollar (880 Millionen Euro) oder mehr kosten. Verteidigungsminister Aguad sagte dazu, Argentinien habe dafür "keine Mittel". Staatschef Mauricio Macri erklärte, nun könne "die ganze Wahrheit" über das Unglück herausgefunden werden. Er rief eine dreitägige Staatstrauer aus. Zu einer möglichen Bergung des Wracks und der Todesopfer äußerte sich Macri allerdings nicht.
 

Traurige Gewissheit

Aguad zeigte den Angehörigen Fotos von dem Wrack. Luis Niz, Vater von einem der Besatzungsmitglieder, sagte, er habe bis zuletzt gehofft, "dass sie am Leben sein könnten." "Wir sind am Boden zerstört", sagte Yolanda Mendiola, deren 28-jähriger Sohn Leandro an Bord der "ARA San Juan" war. Die Hinterbliebenen wollten nun genau wissen, was geschehen sei. Die Anwältin Sonia Krescher bekräftigte: "Wir müssen die Leichen sehen und erfahren, was passiert ist."
 
Die argentinische Marine hatte die Suche nach dem Wrack, an der sich zunächst 13 Länder beteiligten, nach einigen Wochen aus Kostengründen eingestellt. Die Angehörigen forderten monatelang eine Fortsetzung der Suche. Im Februar lobte das argentinische Verteidigungsministerium eine Belohnung von fünf Millionen Dollar (4,4 Millionen Euro) für Hinweise auf den Verbleib der "San Juan" aus.
 
Im September schließlich teilte das Ministerium mit, dass Ocean Infinity die Suche wieder aufnehme und im Erfolgsfall 7,5 Millionen Dollar erhalte. Für die Suche gab Argentinien, das in einer Wirtschaftskrise steckt, insgesamt bereits mehr als 25 Millionen Dollar aus.
 
Der Untergang der "ARA San Juan" ist eines der schwersten U-Boot-Unglücke der vergangenen Jahrzehnte. Beim Unfall des russischen U-Boots "Kursk" waren im Jahr 2000 alle 118 Besatzungsmitglieder ums Leben gekommen.
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