„Viva il Papa“, „Papa Leone“, riefen die Menschen, die Sonntag ab 6 Uhr in der Früh auf den neuen Papst – Robert Prevost – auf dem Petersplatz warteten.
"Der Neue" enttäuschte die über 200.000 Menschen, die seiner Inauguration beiwohnten, nicht. Im Gegenteil. Der 69-Jährige fuhr eine gute halbe Stunde mit dem offenen Papamobil über den gesamten Petersplatz bis ganz nach hinten zur Via Conciliazione. Ein Flair von Hollywood umgab die Szenerie. Mit breitem Lächeln und gerader Haltung winkte Leo XIV. den Hunderttausenden, bevor er die zahlreichen Staats- und Regierungschefs aus aller Welt vor dem Petersdom begrüßte.
Hollywood: 30 Minuten mit Papamobil durch Massen
Der erste US-Amerikaner an der Spitze der katholischen Kirche und des Vatikans, ein Augustiner, nahm sich damit bedeutend mehr Zeit für die „einfachen“ Leute als sein Vorgänger Papst Franziskus, der bei seiner Einweihungsfeier 2013 nur einige Minuten über den Petersplatz fuhr. Dafür wirkte der kürzlich verstorbene Südamerikaner mitreißender.
oe24-Politikchefin Isabelle Daniel bei der Papst-Inauguration.
Gipfeltreffen mit Selenskyj und Vance
In seiner Rede betonte Leo Einigkeit und Frieden. Es würde „noch zu viel Hass und Vorurteile geben“, predigte das Kirchen-Oberhaupt vor den 200 Delegationen und zig Staats- und Regierungschefs und gekrönten Häuptern aus aller Welt. Er wünsche sich Frieden „in Gaza, Ukraine und Myanmar“. Applaus brandete da vor allem seitens des normalen Publikums auf. Der ukrainische Präsident Selenskyj – mit dunklem Anzug – hörte erfreut die Forderung des Papstes nach einem „gerechten Frieden“. Selenskyj schlenderte nach der zweistündigen Feier und einem kurzen Handshake mit dem Papst mit seiner Frau zu seinem Auto. Zuschauer applaudierten. Am Sonntag sollte der Ukrainer noch eine Audienz beim Papst erhalten. Am Montag dann ist US-Vizepräsident JD Vance bei seinem Landsmann im Vatikan zu Gast.
200 Kardinäle, Königinnen und Präsidenten
Dieser bestieg breit grinsend seinen Wagen im Konvoi – und wurde von den übrigen wartenden Delegationen eher distanziert beobachtet. Im Unterschied zu Albert und Charlène – dem Fürstenpaar aus Monaco. Charlène – ganz in Weiß samt weißer Spitze am Haupt, wie es bei Papst-Einweihungen nur für gekrönte Häupter (alle anderen tragen Schwarz) üblich ist – ließ sich von Schaulustigen aus anderen Delegationen sogar ganz entspannt fotografieren.
Das spanische Königspaar – Letizia ebenfalls in Weiß gewandet – war da schon längst weg.
Bundeskanzler Stocker im Talk mit oe24.
Stocker lädt Papst nach Wien ein
Im Unterschied zu Bundeskanzler Christian Stocker, der am Sonntag auch kurz den Papst treffen konnte. „Er war erst im November in Österreich und ich habe ihn erneut nach Österreich eingeladen“, verrät Stocker oe24. Die Inaugurationsfeier sei „beeindruckend gewesen“ und habe auch „weit über die katholische Kirche hinausgestrahlt“. Auch die ebenfalls anwesende Außenministerin Beate Meinl-Reisinger betonte via oe24, dass Papst Leo vielleicht „der richtige Papst zur richtigen Zeit“ sei, weil er auch „politisch“ sei und einen „gerechten Frieden“ für die Ukraine betonte. Das war auch der Moment am Petersplatz, als der Applaus am lautesten war. (Isabelle Daniel, Rom)