Voll besetzter Zug hat heftig gebremst, dabei sind drei Wagen entgleist.
In der Moskauer U-Bahn hat sich eines der schwersten Unglücke seit ihrer Eröffnung 1935 ereignet. Mindestens 20 Menschen kamen am Dienstag ums Leben, als im Frühverkehr ein Zug der Blauen Linie zwischen den Stationen Pobedi-Park und Slawjanski entgleiste. Mehr als 100 Menschen wurden verletzt, viele von ihnen schwer. Regierungschef Dmitri Medwedew sprach von einem "tragischen Ereignis".
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Einen Terroranschlag schloss auch Wladimir Markin von der russischen Ermittlungsbehörde aus. "Es handelt sich allem Anschein nach um eine technische Katastrophe." Markin zweifelte an der zunächst verbreiteten Version, dass ein Spannungsabfall vor der Station "Slawjanski Boulevard" den Unfall verursacht haben könnte. Die Energiewerke der Stadt hätten eine solche Stromschwankung nicht bestätigt. "Wir ermitteln derzeit in alle Richtungen. Ein Defekt am Fahrgestell ist ebenso nicht ausgeschlossen wie eine kaputte Weiche." Zum Unfallzeitpunkt sei der Zug etwa 70 Kilometer pro Stunde schnell gefahren.
Überlebende Passagiere berichteten von Panik in den Waggons. Der Zug habe plötzlich "scharf gebremst". "Funken und viel Rauch" habe es gegeben, berichtete ein Insasse mit blutverkrusteter Nase. "Alle wurden von einer Seite auf die andere geschleudert." "Ich dachte, das ist das Ende", sagte ein anderer Passagier einem Fernsehsender. "Wir waren eingeschlossen - und sind nur durch ein Wunder rausgekommen. Es gab viele Verletzte. Zahlreiche Verletzungen: Köpfe, Beine."
20 Tote
19 Menschen seien am Unfallort gestorben und ein weiteres Opfer im Krankenhaus, sagte der Sprecher des Gesundheitsministeriums, Oleg Salagaj. Demnach wurden 161 weitere Passagiere verletzt, 129 von ihnen wurden in Krankenhäuser gebracht. Insgesamt 42 Verletzte erlitten laut Salagaj schwere Verletzungen. Dutzende Krankenwagen und mehrere Rettungshubschrauber waren im Einsatz.
Das Fernsehen zeigte Rettungskräfte, die blutende Verletzte auf Tragen aus der Station Pobedi-Park brachten. Auf anderen Bildern waren Passagiere zu sehen, die noch in Waggons eingeschlossen waren. "Es gibt noch eingeschlossene Menschen. Sie zeigen Lebenszeichen und Spezialisten arbeiten daran, sie schnellstmöglich herauszuholen", sagte Vizebürgermeister Pjotr Birjukow, der die Zahl der Eingeschlossenen mit fünf bezifferte. Bürgermeister Sergej Sobjanin sagte den Opfern im Fernsehen "jede notwendige Hilfe" zu und rief für Mittwoch einen Trauertag aus.
Der Unfall ereignete sich um 8.30 Uhr Ortszeit. "Es gab Panik", sagte ein junger Mann dem Sender LifeNews. "Wir sind geklettert, um aus dem Wagen zu kommen, waren aber eingeschlossen. Männer nahmen Hämmer und Zangen und haben das, was uns den Weg versperrt hat, zerstört, und wir sind raus. Dort haben Arbeiter uns zum Ausgang geführt."
Zuverlässig
Die Moskauer Metro wurde 1935 noch unter Diktator Josef Stalin eingeweiht. Sie funktioniert üblicherweise gut und ist pünktlich. Über die Jahrzehnte gab es kaum größere Zwischenfälle. Im Jahr 2010 war die Metro allerdings Ziel eines Doppelanschlags mit 40 Toten.
Bürgermeister Sobjanin sprach von einem der "schwersten Unfälle der jüngsten Zeit". Medwedew drückte den Angehörigen der Toten sein Beileid aus. Es wurden Ermittlungen wegen eines möglichen Verstoßes gegen Sicherheitsvorschriften eingeleitet. Die Moskauer Metro sei für maximal sechs Millionen Passagiere täglich ausgelegt, sagte der auf Verkehrswesen spezialisierte Journalist Alexej Chasbijew vom Magazin "Expert". Inzwischen würden jedoch täglich etwa neun Millionen befördert und die Technik sei "veraltet".