Nach Massaker in Idlib

Hunderttausende Syrer auf der Flucht

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Gräueltaten: Machthaber Assad spricht von einer großen Entscheidungsschlacht.

Idlib. Das Leid wird immer schlimmer. Seit Tagen berichten wir von heillos überfüllten Flüchtlingslagern in Griechenland – die meisten kommen aus Syrien. Auch 4.000 Kinder leben unter unmenschlichen Bedingungen. Jetzt droht die Lage noch mehr zu eskalieren.

Seit Tagen bombardiert das syrische Regime mit Unterstützung der russischen Lufwaffe die letzte Bastion der Aufständischen. Assad will auch die Provinz Idlib unter Kontrolle bringen.

Folge ist eine humanitäre Katastrophe: Fast 300 Tote, darunter auch viele Kinder und mehr als 200.000 Menschen auf der Flucht. Besonders hart betroffen sind die Gegenden um die Stadt Maarat al-Numan. Die Stadt ist nahezu menschenleer gebombt.

Ein Ableger von Al-Kaidahat in der Stadt das Sagen. Viele versuchen Richtung Türkei zu fliehen. Sollten sie es schaffen, wird das Leid gleich vergrößert. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan droht Flüchtlinge direkt in die EU weiterzuuleiten.

Waffenruhe? Seit September des letzten Jahres galt für die Provinz Idlib eigentlich eine Waffenruhe. Die Offensive begründet das russische Militär damit, dass sich die Extremisten geweigert hätten, die Region zu verlassen. Assad spricht von einer großen Entscheidungsschlacht. Und seine Truppen machen keinen Unterschied zwischen Zivilist und Extemist.

Trump ruft zu Ende von Blutvergießen auf

US-Präsident Donald Trump hat ein Ende des Blutvergießens in der nordsyrischen Provinz Idlib gefordert. Russland, Syrien und der Iran seien dabei oder stünden davor, in der Rebellenhochburg "tausende unschuldige Zivilisten zu töten", schrieb Trump am Donnerstag im Kurzbotschaftendienst Twitter. "Tut es nicht!" Die Türkei arbeite hart daran, dieses "Blutbad" zu stoppen, schrieb Trump.
 
Syrische Regierungstruppen haben in den vergangenen Wochen mit russischer Unterstützung ihre Angriffe auf Idlib verstärkt. Zwar war bereits im September 2018 eine Waffenruhe für Idlib vereinbart worden. Im April begannen die Truppen des syrischen Machthabers Baschar al-Assad dann jedoch eine neue Offensive gegen die islamistischen Rebellen in der Provinz.
 
Am Dienstag appellierte die Türkei an Russland, einer neuen Waffenruhe für Idlib zuzustimmen. Idlib sowie Teile der angrenzenden Provinzen Hama, Aleppo und Latakia werden von dem früheren Al-Kaida-Ableger HTS und anderen islamistischen Milizen kontrolliert. Assad ist entschlossen, die Region wieder unter seine Kontrolle zu bringen.

Türkei: Moskau soll in neue Waffenruhe in Idlib einwilligen

Die Türkei hat an Russland appelliert, in eine neue Waffenruhe in der nordsyrischen Provinz Idlib einzuwilligen. Die Bombardierungen in Idlib müssten "sofort" aufhören, sagte Regierungssprecher Ibrahim Kalin am Dienstag in Ankara. Nach seinen Angaben führen die Türkei und Russland weiterhin Gespräche über die Situation in Idlib. Eine türkische Delegation war am Montag nach Moskau gereist.
 
Zwar war bereits im September 2018 eine Waffenruhe für Idlib vereinbart worden. Im April begannen die Truppen des syrischen Machthabers Bashar al-Assad dann jedoch eine neue Offensive gegen die islamistischen Rebellen in der Provinz. In den vergangenen Wochen verstärkten die syrische Regierungsarmee und die mit ihnen verbündeten russischen Truppen die Luftangriffe in der Region. Dabei wurden nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mehr als 280 Menschen getötet.
 
Allein am Dienstag wurden laut der Beobachtungsstelle in Idlib durch russische Luftangriffe mindestens acht Zivilisten getötet, darunter fünf Kinder. Den Aktivisten zufolge erfolgten die Angriffe im Dorf Jubass nahe der Ortschaft Sarakeb. Die Todesopfer hatten demnach Zuflucht in einer Schule und ihrer Umgebung gesucht.
 
Die türkische Armee verfügt über zwölf Beobachtungsposten in Idlib. Sie waren auf Grundlage der Vereinbarung über die Waffenruhe vom September 2018 eingerichtet worden. Die Posten sollten eigentlich eine Offensive der syrischen Regierungstruppen in der Region verhindern.

Assads Truppen umzingeln türkischen Posten

Einer dieser türkischen Beobachtungsposten wurde nach Angaben der Beobachtungsstelle für Menschenrechte inzwischen von syrischen Regierungstruppen eingekreist. Die Truppen Assads hätten den türkischen Posten von Al-Surman umzingelt, erklärte der Chef der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahmane, am Montagabend.
 
Die oppositionsnahe Beobachtungsstelle mit Sitz in Großbritannien bezieht ihre Informationen von Aktivisten vor Ort. Für Medien sind die Angaben meist kaum zu überprüfen.
 
Idlib sowie Teile der angrenzenden Provinzen Hama, Aleppo und Latakia werden von dem früheren Al-Kaida-Ableger HTS und anderen islamistischen Milizen kontrolliert. Assad ist entschlossen, die Region wieder unter seine Kontrolle zu bringen.
 
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan warnte am Wochenende, dass infolge der syrisch-russischen Offensive in Idlib eine neue Flüchtlingskrise wie im Jahr 2015 drohe. Wenn die Flüchtlingszahlen weiter zunähmen, könne die Türkei "die Last nicht allein tragen", sagte er. Die Auswirkungen wären dann nach seinen Worten "in allen europäischen Ländern zu spüren". Erdogan bezifferte die Zahl der aus Idlib in Richtung Türkei fliehenden Menschen mit etwa 80.000.
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