Expertin:

ISIS kassiert mit Kunsthandel Millionen

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Große Stücke werden zerstört, kleine gewinnbringend verkauft.

Mit dem illegalen Handel von erbeuteten Kunstschätzen und Antiquitäten nimmt die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) nach Einschätzung der US-Archäologin Deborah Lehr viele Millionen Dollar ein. Das ganze Ausmaß sei schwer zu bemessen und genaue Statistiken gebe es nicht, sagte die Gründerin des Verbands Antiquities Coalition der Deutschen Presse-Agentur.

Recherchen des Verbandes hätten aber ergeben, dass alleine in Ägypten seit 2011 Stücke im Wert von drei Milliarden Dollar geplündert worden seien. "Wenn man das vergleicht mit dem Irak und Syrien, wo es viel größere Zerstörungen und viel mehr Plünderungen gab, muss man glauben, dass die Zahlen dort noch viel höher sind", sagte Lehr. Auch bei den Statistiken über den legalen Handel sehe man starke Anstiege.

Im Internet verkauft

Große Stücke würden Lehr zufolge von den Extremisten zerstört, kleinere abtransportiert und verkauft, häufig über das Internet. "Solche Plünderungen und Zerstörungen wurden schon aus Ägypten, dem Irak, Syrien, dem Jemen, Libyen, Mali und Tunesien gemeldet, es ist ein Problem in der gesamten Region. Uns besorgt nicht nur die Zerstörung der Kulturgüter, sondern auch der Aspekt der Einschüchterung, denn der ist ein Hinweis darauf, dass es hier um kulturelle Säuberung geht - und das wiederum ist ein Frühindikator für ethnische Säuberung."

Lehr: "Der IS schafft die Stücke über ein Netzwerk aus den Ländern, unseren Erkenntnissen nach häufig über die Türkei oder den Libanon. Dann geht es über organisierte Verbrechensnetzwerke, die sind überall auf der Welt sehr hoch entwickelt und verkaufen alles Mögliche. Wenn diese Kanäle erstmal etabliert sind, kann man darüber alles laufen lassen - Drogen, Waffen, Menschen, oder eben Antiquitäten." Die Nachfrage komme unter anderem aus Europa, den USA, China, Japan und den Golf-Staaten. Es müsse gemeinsame Anstrengungen geben - etwa, "dass die UNESCO die Vorgänge als Kriegsverbrechen einstuft und dass der Internationale Strafgerichtshof dagegen vorgeht."
 

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