Fall sich der IS weiter in Afghanistan einmischt, werde man reagieren.
Die radikalislamischen Taliban haben die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) vor einer Ausweitung ihrer Aktivitäten in Afghanistan gewarnt. In einem offenen Brief an IS-Führer Abu Bakr al-Bagdadi schrieben die Taliban am Dienstag auf ihrer Website, der "heilige Krieg" gegen die USA und ihre Verbündeten in Afghanistan müsse "unter einer Flagge und einer Führung" geführt werden.
Überläufer
Zuletzt mehrten sich in Afghanistan Berichte, dass Taliban-Kämpfer zum IS übergelaufen seien sowie von gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Anhängern beider Gruppen.
Die Taliban könnten in der Vielzahl von Jihadistengruppen "keinen Gewinn für den Heiligen Krieg oder die Muslime" sehen, hieß es in dem vom stellvertretenden Talibanchef Mullah Akhtar Mohammed Mansur unterzeichneten Brief. Sollte sich der IS weiter in Afghanistan einmischen, dann seien die Taliban "zu einer Reaktion gezwungen", drohte Mansur. Aus dem Brief ging jedoch nicht hervor, wie eine "Reaktion" der Taliban aussehen könnte.
Zunehmender Einfluss in Afghanistan
Bisher ist der IS in Afghanistan offiziell nicht aktiv, jedoch deutet der Aufruf auf ein wachsendes Unbehagen in den Reihen der Taliban gegenüber dem zunehmenden Einfluss und Ansehen des IS unter Islamisten.
Für viele ihrer traditionellen Unterstützer seien die Taliban mittlerweile ein "überholtes Rezept", sagte der in Kabul ansässige Analyst Ahmad Saeedi der Nachrichtenagentur AFP. Der Brief sei als eine Art "Versöhnungsangebot" an den IS zu verstehen, mit welchem die Taliban zu sagen versuchten, dass "alle in einem Boot sitzen und sich nicht gegenseitig bekämpfen" sollten, vermutete er.