Kein Abstand, keine Maske trotz Corona-Lockdown

Israel: Tausende Ultraorthodoxe bei Begräbnissen in Jerusalem

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Unglaubliche Bilder aus Jerusalem zeigen Menschenmassen, die die Lockdown-Verordnungen missachten, um einen 99-jährigen Rabbiner zu betrauern.

Mehrere Tausend Menschen säumten am gestrigen Sonntag die Straßen Jerusalems, um Begräbnisfeierlichkeiten für verstorbene Rabbiner abzuhalten. Es handelte sich überwiegend über streng orthodoxe männliche Juden, die dicht gedrängt und ohne Maske trauerten und somit gegen die in Israel geltenden strengen Corona-Hygienemaßnahmen verstießen.

 

Zorn und härtere Strafen

Die Feierlichkeiten in ultraorthodoxen Wohngegenden sorgten für große Empörung bei anderen Bevölkerungsgruppen und verstärkten die Ressentiments zwischen den Einwohnern. Das israelische Parlament hatte am Sonntag eine Erhöhung von Geldstrafen für Corona-Verstöße gebilligt. Die Strafe für die verbotene Öffnung von Erziehungseinrichtungen, Geschäften oder Festhallen soll auf umgerechnet 2.500 Euro angehoben werden. Dennoch sah man am Sonntagabend auf Bildern und Videos von Augenzeugen nur sehr wenig Polizei.

 

Lockdown-Verlängerung

Unterdessen beschloss die Regierung in Tel Aviv, den seit mehr als drei Wochen geltenden Corona-Lockdown in Israel zu verlängern. Die Maßnahme soll bis Freitag um 7.00 Uhr Ortszeit (6.00 Uhr MEZ) gelten. Am Mittwoch will die Regierung darüber beraten, ob eine weitere Verlängerung notwendig ist.

Die Menschen dürfen sich laut Corona-Vorschriften nur in Ausnahmefällen mehr als 1.000 Meter von ihren Wohnorten entfernen. Der internationale Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv solle bis Sonntag um Mitternacht (Ortszeit) für den Flugverkehr geschlossen bleiben, hieß es in einer Mitteilung des Büros von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Es gibt nur wenige humanitäre Ausnahmefälle. Rückkehrer aus allen Ländern müssen sich von Dienstag an wieder zur Quarantäne in sogenannte Corona-Hotels begeben.

 

Bereits ein Drittel der Bevölkerung geimpft

Sechs Wochen nach Beginn der Impfkampagne in Israel haben mehr als drei Millionen Menschen im Land die Erstimpfung gegen das Coronavirus erhalten. Das ist etwa ein Drittel der Bevölkerung. Rund 1,8 Millionen Israelis sind bereits zweimal geimpft worden. Gleichzeitig bleiben die Infektionszahlen in dem kleinen Mittelmeerland sehr hoch – ein Fakt, der mit Sicherheit auch auf Großveranstaltungen wie jene am Sonntag zurückzuführen ist.

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