Krieg gegen Hamas

Israels Armee: Haben wieder "volle Kontrolle" über überfallene Orte

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Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben die vollständige Kontrolle in den von der Hamas angegriffenen Orten zurückerlangt.

"Wir haben die volle Kontrolle über die Orte", sagte Armeesprecher Daniel Hagari am Montag über die südisraelischen Gebiete in der Nähe des Gazastreifens. Allerdings könnten sich noch "Terroristen" in der Region aufhalten.

Die im Gazastreifen herrschende Palästinenserorganisation Hamas hatte am Samstagmorgen einen Großangriff auf Israel gestartet und war mit hunderten Kämpfern in das Land eingedrungen. Am Montagmorgen hatte die israelische Armee zunächst mitgeteilt, es gebe noch "zwischen sieben und acht" offene Kampfschauplätze im Grenzgebiet zum Gazastreifen, an denen weiterhin gekämpft werde.

Der Überfall der Hamas war der schwerste Angriff auf Israel seit dem Yom-Kippur-Krieg vor genau 50 Jahren. Die im Gazastreifen herrschende Palästinenserorganisation hatte ihren Großangriff am Samstagmorgen überraschend gestartet. Sie schoss tausende Raketen auf Israel ab und drang nach Angaben der israelischen Armee mit schätzungsweise tausend Kämpfern in israelisches Staatsgebiet ein.

Zig Tote, Verletzte und Verschleppte

Die Hamas-Kämpfer töteten und verschleppten in Israel Zivilisten und Soldaten. Nach vorläufigen Angaben wurden auf israelischer Seite mehr als 700 Menschen getötet und mehr als 2.100 weitere verletzt. Israel reagierte mit Bombardements Hunderter Ziele im Gazastreifen. Dort gab es nach Angaben der örtlichen Behörden bisher knapp 500 Tote und 2.750 Verletzte. Es herrscht große Sorge um das Schicksal von mehr als 100 Israelis, die in den Gazastreifen verschleppt worden sind..

Israel mobilisiert wegen des Kriegs mit der im Gazastreifen herrschenden islamistischen Palästinenserorganisation Hamas rund 300.000 Reservisten. Dies sei die größte Mobilisierung in der israelischen Geschichte in so kurzer Zeit, bestätigte ein Armeesprecher am Montag.

Hamas-Terror gegen Israel

Rakete aus Gaza - abgefeuert am Morgen des 7. Oktober.

Ausgebrannte Autos in Aschkelon, einer Hafenstadt mit 140.000 Einwohnern im Südbezirk von Israel.

Brennendes Wohnhaus in Tel Aviv nach dem Raketenbeschuss aus Gaza.

Palästinenser übernehmen einen israelischer Merkava-Kampfpanzer, kurz nachdem sie am 7. Oktober die Grenze gestürmt haben.

Hamas-Schlächter tragen den Leichnam des 19-jährigen Ahmad Awawda, der am Vortag bei Kämpfen mit Israels Armee getötet wurde.

Israelische Soldaten in Aschkelon.

Zerstörung in Aschkelon.

Israelischer Yasur-Kampfhubschrauber über Tel Aviv.

Israelische Soldaten in Sderot, einer 26.000-Einwohner-Stadt an der Grenze zum Gaza-Streifen.

Journalisten und israelische Soldaten in Sderot am 8. Oktober.

 

Die Kämpfe zwischen israelischen Soldaten und bewaffneten Angreifern der Hamas im Grenzgebiet dauerten am Morgen noch an. Wieder mussten sich Menschen im israelischen Grenzgebiet vor Raketenangriffen aus dem Küstenstreifen in Sicherheit bringen. An rund sieben bis acht Orten in Israel seien noch Spezialkräfte an aktiven Feuergefechten beteiligt, sagte Militärsprecher Richard Hecht. Darüber hinaus sei es nicht auszuschließen, dass weitere militante Kämpfer in israelisches Gebiet eindringen. "Ich kann den Fakt nicht leugnen, dass immer noch Leute reinkommen", sagte Hecht.

Heftige Kämpfe bei Sderot

Medienberichten zufolge kam es in der israelischen Stadt Sderot in einem Schwimmbad zu heftigen Schusswechseln mit mehreren israelischen Verletzten. Das israelische Militär teilte mit, die Fallschirmjägerbrigade befinde sich in einem "hartnäckigen Kampf" bei dem Soldaten Sderot durchsuchen, "um die Stadt von Terroristen zu befreien". Sderot liegt etwa einen Kilometer vom Gazastreifen entfernt.

Massaker bei Festival

Allein bei ihrem Angriff auf ein Musikfestival im Süden Israels am Samstag haben Kämpfer der Hamas nach Angaben eines israelischen Rettungsdienstes bis zu 250 Menschen getötet. Es gebe etwa "vier oder fünf Lastwagen, die jeweils 50 Leichen" von dem Festivalgelände in der Nähe des Gazastreifens abtransportierten, sagte der Sprecher des israelischen Rettungsdienstes Zaka, Moti Bukjin, am Montag der Nachrichtenagentur AFP. Er gehe von "etwa 200 bis 250 Leichen" aus. Sie haben die Menschen kaltblütig auf eine absolut unfassbare Weise abgeschlachtet", sagte der Zaka-Sprecher. So etwas habe er in den 28 Jahren seiner Tätigkeit für die auf die Bergung von Leichen spezialisierte Organisation noch nicht gesehen.

Zuvor hatten israelische Medien über den Hamas-Angriff auf das Musikfestival in der Nähe des Kibbuz Reim berichtet. Dort hatten sich demnach am Samstag hunderte junge Israelis zum Feiern versammelt, als Hamas-Kämpfer ihren Großangriff auf Israel starteten und auch die Festivalgäste angriffen. Offenbar wurde eine junge Deutsch-Israelin bei dem Festival von der Hamas verschleppt.

Tausende Palästinenser auf der Flucht

Nach den Angriffen der islamistischen Hamas auf Israel sind im Zuge des israelischen Gegenangriffs mehr als 123.000 Palästinenser innerhalb des Gazastreifens auf der Flucht. Das teilte das UNO-Nothilfebüro (OCHA) in der Nacht auf Montag mit. Die Menschen seien aus Angst um ihre Sicherheit geflüchtet oder weil ihre Häuser zerstört worden seien, hieß es.

Die israelischen Streitkräfte hätten Wohnhäuser unter Beschuss genommen, berichtete OCHA. Laut dem Ministerium für öffentliche Bauten und Wohnen in Gaza sind 159 Wohneinheiten zerstört und 1.210 schwer beschädigt worden. Durch die israelischen Luftangriffe entstanden laut OCHA auch Schäden an Wasser- und Sanitärinfrastruktur für mehr als 400.000 Menschen sowie an mehreren Gesundheitseinrichtungen.

Im Gazastreifen leben mehr als zwei Millionen Menschen nach UNO-Angaben unter sehr schlechten Bedingungen. Der Gazastreifen zieht sich über eine Länge von etwa 40 Kilometer am Mittelmeer entlang und ist etwa sechs bis zwölf Kilometer breit. Die Fläche ist etwas größer als die von München. Die Hamas hatte 2007 gewaltsam die alleinige Macht an sich gerissen. Israel verschärfte daraufhin eine Blockade des Küstengebiets. Ägypten trägt diese mit. Auch eine Flucht über das Meer ist für Menschen aus Gaza unmöglich.
 

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