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Krieg im Nahen Osten

Über 1000 Tote nach Hamas-Terror in Israel: Kämpfe gehen weiter

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Nach dem Großangriff der islamistischen Hamas auf Israel attackiert Israels Armee eigenen Angaben zufolge weiterhin Stellungen der Gruppe im Gazastreifen.

Die israelische Luftwaffe bombardiere sieben bis acht Stellen außerhalb des Gazastreifens. "Es dauert länger als erwartet, die Dinge wieder in eine defensive Sicherheitslage zu bringen", räumte Oberstleutnant Richard Hecht am Montag ein. Der Weltsicherheitsrat konnte sich bei einer Dringlichkeitssitzung auf keine einmütige Verurteilung der Hamas verständigen.

Die Reaktion erfolgte jedoch nicht einstimmig, wie der US-Botschafter bei der UNO, Robert Wood, nach der Sitzung betonte. "Es gibt eine ganze Reihe von Ländern, welche die Angriffe der Hamas verurteilt haben. Aber es sind offensichtlich nicht alle", erklärte Wood, ohne Staaten namentlich zu nennen.

Keine Einigkeit im UNO-Sicherheitsrat

Zuvor hatten die USA den UNO-Sicherheitsrat zu einer geschlossenen Reaktion gegen den Hamas-Angriff auf Israel aufgerufen. Nach Angaben aus Diplomatenkreisen zog der Sicherheitsrat keine gemeinsame Erklärung in Betracht, geschweige denn eine verbindliche Resolution. Einige von Russland angeführte Mitglieder hofften demnach auf einen umfassenderen Schwerpunkt als die Verurteilung der Hamas. "Meine Botschaft war, die Kämpfe sofort zu beenden und zu einem Waffenstillstand und sinnvollen Verhandlungen überzugehen, wie es seit Jahrzehnten verkündet wird", erklärte der russische Botschafter bei den Vereinten Nationen, Wassili Nebensia.

China, generell ein Verbündeter Russlands im Sicherheitsrat, hatte sich offen für eine nicht bindende Stellungnahme gezeigt. Es sei ungewöhnlich, dass der Sicherheitsrat nichts sage, erklärte Chinas UNO-Botschafter Zhang Jun nach dem Treffen. Zuvor hatte er betont, dass China "alle Angriffe auf Zivilisten" verurteile. Zugleich forderte er Friedensverhandlungen mit dem Ziel einer Zwei-Staaten-Lösung.

Israel bombardiert Hamas-Ziele

Man habe unter anderem ein Gebäude angegriffen, in dem Angehörige der Hamas untergebracht waren, teilten Israels Verteidigungskräfte (IDF) am frühen Montagmorgen in ihrem Kanal im Nachrichtendienst Telegram mit. Zugleich seien mehrere Kommandozentralen der Hamas attackiert worden, darunter eine von Mahmad Kashta, einem hochrangigen Angehörigen der Marine. Die IDF habe ferner eine operative Einrichtung der Hamas ins Visier genommen, die sich in einer Moschee in der Stadt Jabalia befunden habe, hieß es.

Israel habe im Süden rund 100.000 Reservisten zusammengezogen, erklärte ein Sprecher der israelischen Streitkräfte in der Nacht auf Montag. Die Aufgabe sei, dass die Hamas am Ende des Krieges militärisch nicht mehr in der Lage sein werde, Israelis zu bedrohen. Zugleich werde man dafür sorgen, dass die Hamas den Gazastreifen nicht mehr regieren könne.

Iran streitet Verbindung ab

Der Iran bestritt unterdessen jegliche Verbindung zu den Anschlägen in Israel. "Wir unterstützen Palästina nachdrücklich, aber wir sind nicht an der palästinensischen Antwort beteiligt, da diese nur von Palästina selbst getroffen wird", erklärt die iranische Vertretung bei den Vereinten Nationen. "Die entschlossenen Maßnahmen Palästinas sind eine völlig legitime Verteidigung gegen sieben Jahrzehnte unterdrückerischer Besatzung und die abscheulichen Verbrechen des illegitimen zionistischen Regimes." Der Erfolg der Hamas-Operation sei dem Überraschungsmoment zu verdanken, was sie zum "größten Versagen" der israelischen Sicherheitsorganisationen mache.

Hamas-Terror gegen Israel

Rakete aus Gaza - abgefeuert am Morgen des 7. Oktober.

Ausgebrannte Autos in Aschkelon, einer Hafenstadt mit 140.000 Einwohnern im Südbezirk von Israel.

Brennendes Wohnhaus in Tel Aviv nach dem Raketenbeschuss aus Gaza.

Palästinenser übernehmen einen israelischer Merkava-Kampfpanzer, kurz nachdem sie am 7. Oktober die Grenze gestürmt haben.

Hamas-Schlächter tragen den Leichnam des 19-jährigen Ahmad Awawda, der am Vortag bei Kämpfen mit Israels Armee getötet wurde.

Israelische Soldaten in Aschkelon.

Zerstörung in Aschkelon.

Israelischer Yasur-Kampfhubschrauber über Tel Aviv.

Israelische Soldaten in Sderot, einer 26.000-Einwohner-Stadt an der Grenze zum Gaza-Streifen.

Journalisten und israelische Soldaten in Sderot am 8. Oktober.

 

Bei dem Großangriff sind nach Angaben der Regierung in Washington auch US-Bürger getötet worden. Ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der USA bestätigte am Sonntag (Ortszeit) den Tod "mehrerer US-Bürger" und sprach den Opfern und ihren Familien sein Beileid aus. Weitere Details nannte er nicht.

Mehr als 1.000 Tote

Insgesamt wurden in Israel und im Gazastreifen bis Sonntagabend mehr als tausend Todesopfer gemeldet. Unter ihnen befanden sich auch mehrere Ausländer, darunter zehn Menschen aus Nepal, zwei Ukrainerinnen und eine Französin.

Die US-Regierung kündigte infolge des Großangriffs Munitionslieferungen für die israelische Armee an und verstärkte ihre Militärpräsenz in der Region. In einem Telefonat versicherte US-Präsident Joe Biden dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu, die USA stünden "felsenfest und unumstößlich" an der Seite ihres Verbündeten Israel.

Die Hamas verurteilt die Entsendung von US-Kriegsschiffen und Kampfflugzeugen in die Region sowie die Lieferung von US-Munition an Israel. Die Ankündigung der USA sei eine "tatsächliche Beteiligung an der Aggression gegen unser Volk", sagt der Hamas-Sprecher Hazem Kassem. Die Gruppe werde sich nicht einschüchtern lassen.

Die islamistische Hamas hatte am Samstagmorgen von Gaza aus überraschend Raketenangriffe gegen Israel begonnen. Gleichzeitig drangen bewaffnete Palästinenser über Land, See und Luft nach Israel vor und griffen Menschen in mehreren Orten in Grenznähe an. Bei dem Großangriff wurden mindestens 700 Menschen in Israel getötet. Mehr als 2.380 weitere Menschen erlitten wurden nach Angaben des Gesundheitsministerium verletzt. Viele befänden sich in einem kritischen Zustand, weswegen die Zahl der Todesopfer weiter steigen könnte.

Vernichtende Gegenangriffe Israels

Bei den Gegenangriffen des israelischen Militärs kamen im Gazastreifen mindestens 436 Menschen ums Leben, wie das Gesundheitsministerium in Gaza am Sonntagabend mitteilte. Mehr als 2.270 Menschen wurden verletzt. Die islamistische Hamas feuerte unterdessen am Sonntagabend weitere Raketen Richtung Israel ab. Im Großraum Tel Aviv und anderen Städten des Landes gab es Raketenalarm.

Die Kämpfe im Süden Israels dauerten unterdessen weiter an, erklärte der Sprecher der israelischen Streitkräfte. "Unsere Soldaten kämpfen und jagen weiter die letzten Terroristen, die sich noch innerhalb von Israels Territorium befinden". Bei Israels Vergeltungsangriffen im Gazastreifen wurde nach Angaben der UNO auch eine Schule des UNO-Hilfswerks für Palästinensische Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) getroffen und schwer beschädigt. Darin hätten sich mehr als 225 Menschen vor Angriffen in Sicherheit gebracht, teilte das Hilfswerk am Sonntag mit. Es seien aber keine Opfer gemeldet worden, hieß es.

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