Welt-Analyse

Jagd auf Irans Mullah-Führer: Bomben-Befehle aus Bunker

Israels Netanjahu will seinen Tod: Ali Khamenei, 86, Irans oberster Kleriker 

Teheran. Ayatollah Khamenei, 86, Irans starker Mann, regiert von einer unterirdischen Bunkeranlage aus. Nordöstlich von Teheran, Irans Hauptstadt. Tief im Gesteinsmassiv vergraben. Dort hatte der 86-Jährige schon die beiden israelischen Angriffswellen im vorigen Jahr überstanden, obwohl Israel die Koordinaten der Bunkeranlage kennt.

Von dort meldet sich der "oberste Führer" auch jetzt zu Wort. Vor einem braunen Vorhang sitzend, zeigte er sich wenig beeindruckt von den Todesdrohungen aus Israel sowie den Angriffen gegen den Iran: "Das iranische Volk kann nicht unterworfen werden", manifestierte er in seiner Videobotschaft.

Khamenei ist die Schlüsselfigur im Krieg mit Israel. Einerseits kämpft er ums Überleben. Andererseits könnte er mit einem iranischen Raketenangriff auf US-Truppen oder einer schmutzigen Bombe gegen Israel den Krieg zum Flächenbrand eskalieren lassen.

Keines von beidem ist bisher geschehen.

Beenden. Er könnte aber auch mit einem Abkommen zum glaubwürdigen Verzicht auf die Atombombe den Konflikt innerhalb weniger Stunden beenden. Auch das hat er nicht gemacht.

Niemand weiß, wie stark Irans Militär und die Revolutionsgarden noch sind. Die obersten Militärführer und ein Dutzend wichtiger Kommandeure wurden getötet. Khameneis engster Berater in Atomfragen, Ali Schamkhani, überlebte schwerst verletzt, verlor sein linkes Bein.

Israels Netanyahu wollte Khamenei schon während dieser ersten Welle töten lassen. US-Präsident Donald Trump soll das untersagt haben: "Trump war dagegen und wir haben den Israelis gesagt, dass sie es nicht tun sollen", heißt es aus Washington.

»Militäroperation die einzige Entscheidung«

US-Präsident Trump hofft noch immer auf einen Deal, setzt auf Zeit. Wie Israels Führungsspitze ist auch er überzeugt, dass der Zeitpunkt des Militärschlags richtig war. Israels Präsident Jitzchak Herzog sagte in einem Interview mit "Bild"- Vize Paul Ronzheimer: "Wir mussten diese Bedrohung beseitigen", so der Präsident. Teheran sei kurz davor gewesen, die Fähigkeiten zum Bau einer Atombombe zu erlangen: "Wir wissen mit Sicherheit, dass der Iran an die Schwelle gelangt ist und sehr nah dran war. Er hat Uran auf 60 Prozent angereichert, dafür gibt es keinen anderen Grund als die Entwicklung von Waffen."

Härte. Jetzt hängt alles an Irans Khamenei: Doch der 86-Jährige führt das Land mit Gnadenlosigkeit und Härte. 1989 hat er die Führungsrolle übernommen. Er konzentrierte die Macht bei Klerikern und Revolutionsgarden.

Innenpolitische Proteste ließ er niederschlagen, zuletzt 2022 und 2023.

Wer gegen ihn und seine Schreckenskomplizen ist, wird vernichtet.

Khamenei überstand einen Bombenanschlag. Seither ist sein rechter Arm gelähmt. Israel und die USA sind seine Todfeinde: "Der Judenstaat ist ein tödlicher, krebsartiger Tumor", der "ausgerissen und zerstört" werden müsse.

Komplizen. Mit Moskau und Peking hält er enge Partnerschaften. Ob Hamas in Gaza, Hisbollah im Libanon, Huthis im Jemen oder schiitische Milizen im Irak: Überall haben Khamenei und seine Komplizen ihre Finger im Spiel. Millionen aus Teheran flossen in Waffen, Raketen und Sprengstoff.

Nun zerbröckelt das Terrorgeflecht. Die Frage ist: Wie lange wird die klerikale Militärdiktatur noch bestehen. Khamenei gilt als vorsichtig, stur. Doch sein Kontrollverlust ist unübersehbar. Das Atomprogramm und das Drohen mit der Bombe waren bisher seine Lebensversicherung.

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