USA wappnet sich

Jetzt kommen zum Öl auch noch Hurrikans

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Die Hurrikans könnten das Öl immer weiter an die Küste drücken.

Alle Versuche, die Ölpest vor der US-Küste in den Griff zu kriegen, sind vorerst gescheitert. Nun müssen die Betroffenen lernen, mit der Katastrophe zu leben - zu allem Überfluss droht jetzt noch die Hurrikan-Saison. Die US-Regierung bereitet sich auf das Schlimmste vor. Nach dem Scheitern aller bisherigen Rettungsversuche wird noch monatelang Öl in den Golf von Mexiko fließen. Zugleich warnt Carol Browner, Energie-Beraterin von Präsident Barack Obama, vor möglichen Komplikationen beim weiteren Vorgehen gegen das Leck in 1.500 Meter Tiefe. Der geplante nächste, von BP geplante Schritt könnte dazu führen, "dass der Öl-Ausfluss aus dem Leck zeitweise um bis zu 20 Prozent steigt".

Hurrikan-Saison beginnt
Zu allem Überfluss beginnt am Dienstag die Hurrikan-Saison - und die dürfte diesmal besonders turbulent werden. US-Meteorologen rechnen in den nächsten Monaten mit drei bis sieben größeren Wirbelstürmen, die den Ölteppich immer weiter an die Küste drücken könnten. "Eine ökologische Katastrophe ohne Beispiel", sagte der Meteorologe Brian D. McNoldy von der Colorado State University der "New York Times".

"Im schlimmsten Fall sprudelt das Öl bis August, bis die Entlastungsbohrungen gemacht sind. Wir sind auf das Schlimmste vorbereitet", warnte Browner. Es handle sich vermutlich um die schwerste ökologische Katastrophe in der US-Geschichte, sagte Browner dem TV-Sender CBS am Sonntag. Obama - der wegen der anhaltenden Katastrophe immer mehr unter Druck gerät - konferierte erneut mit seinen Krisenmanagern.

Ölpest nur eindämmen
Nach dem Scheitern beim Verschluss des Lecks beschränkt sich BP jetzt bis August darauf, die Ölpest wenigstens einzudämmen. Bereits an diesem Montag oder Dienstag wollte BP den nächsten Anlauf wagen. Dabei wollen die Ingenieure versuchen, das defekte Steigrohr an der Quelle abzusägen und einen Auffangbehälter über die Öffnung zu platzieren.

Dadurch solle zumindest ein Teil des ausströmenden Öls aufgefangen und auf ein Schiff gepumpt werden - zugleich besteht aber auch die Gefahr, dass durch das Absägen der Ölfluss zeitweilig erheblich zunimmt. Auch BP wollte eine solche Möglichkeit nicht ausschließen. Zudem äußerten sich BP-Experten bereits im Vorfeld skeptisch: Es könnte nicht alles ausströmende Öl aufgefangen werden. Endgültig könne das Leck nach BP-Angaben erst im August verschlossen werden - notwendige Parallelbohrungen haben bereits begonnen.

Ausmaß war lange unklar
Die schlimmste Ölpest der US-Geschichte war am 20. April durch die Explosion der Bohrinsel "Deepwater Horizon" ausgelöst worden. Selbst sechs Wochen danach gibt es über das Ausmaß der Katastrophe lediglich Schätzungen. Forscher der US-Geologiebehörde meinen, dass sich jeden Tag 1.600 bis 3.400 Tonnen Öl mit Meerwasser vermischen und es verseuchen - im schlimmsten Fall entspricht das einer Ladung von 7.000 Tankwagen.

Unter den Menschen an der Küste Louisianas macht sich nackte Verzweiflung breit. Viele sind Fischer, durch das Fangverbot in den Küstengewässern gerät ihre Lebensgrundlage ins Wanken. "Nach einem Hurrikan weiß man, was man tun muss", meint eine Frau in Grand Isle. "Diesmal weiß niemand, welcher Schaden wirklich angerichtet wurde, und wie wir ihn überleben sollen." Die Rufe nach verstärkter Hilfe von BP und vom Staat werden zusehends lauter.

Hurrikan treibt Öl weiter
Die Hurrikansaison dauert bis zum 1. November. Die US-Wetterbehörde NOAA warnte vor einer "85-prozentigen Chance auf eine überdurchschnittliche" Hurrikan-Tätigkeit. Was ein schwerer Hurrikan anrichtet, wenn er über den Ölteppich hinwegfegt, ist völlig unklar. Experten fürchten vor allem, dass zumindest einige der Stürme das Öl noch tiefer in das ökologisch anfällige Marsch- und Sumpfland im Mississippi-Delta treiben könnten. Es ist auch nicht ausgeschlossen, das einige Stürme das Öl weiter hinaus ins Meer treiben.

Zugleich gibt es immer mehr Hinweise, dass es auf der "Deepwater Horizon" bereits vor der Explosion am 20. April Probleme gab - und dass der verantwortliche BP-Konzern davon gewusst hatte. Der TV-Sender CNN berichtete am Montag, dass es bereits im März Schwierigkeiten gegeben habe.

Worst-Case-Szenario
Die "New York Times" hatte am Vortag gemeldet, erste Hinweise über Probleme mit dem "Blowout Preventer" - so heißt das gigantische Sicherheitsventil auf der Plattform - habe es schon im Juni 2009 gegeben. Ein BP-Ingenieur habe in einem internen Schreiben vor einem möglichen Worst-Case-Szenario gewarnt, berichtet das Blatt unter Berufung auf interne BP-Papiere.

Umweltorganisationen wie Greenpeace rechnen mit langfristigen enormen Umweltschäden im Golf von Mexiko. Man könne schlimmste Verschmutzungsszenarien mit mehreren hunderttausend Tonnen Öl nicht ausschließen, sagte der Meeresbiologe und Öl-Experte von Greenpeace, Christian Bussau, der "Berliner Zeitung" (Montagsausgabe). Bussau rechnet im schlimmsten Fall mit Regenerationszeiten von bis zu 15 Jahren.

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