Sonntag in Krakau

Kaczynski: Trauerfeier trotz Aschewolke

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Polens Luftraum ist gesperrt. Neue Erkenntnisse gibt es aus Smolensk.

Die Beisetzung des tödlich verunglückten polnischen Präsidenten Lech Kaczynski findet trotz der von einem isländischen Vulkan stammende Aschewolke über Europa wie geplant statt. Es sei der Wunsch der Familie, die Trauerfeier "unter keinen Umständen" zu verschieben, sagte der stellvertretende Leiter des polnischen Präsidentenstabs, Jacek Sasin, am Freitag in Warschau. Kaczynski und seine Frau Maria sollen am Sonntag in der Wawel-Kathedrale in Krakau beerdigt werden. Wegen der Aschewolke wurde der Luftraum über Polen am Freitag jedoch in weiten Teilen gesperrt, auch der Flughafen in Krakau, wo am Sonntagvormittag mehr als 80 ausländische Flugzeuge mit internationalen Spitzenpolitikern landen sollen, sperrte zu.

Sasin hatte eine Verschiebung der Beerdigungsfeierlichkeiten deshalb zunächst als "ernsthafte Option" erwogen. Zu der Trauerfeier werden Gäste aus aller Welt erwartet, darunter US-Präsident Barack Obama, der russische Staatschef Dmitri Medwedew, die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und aus Österreich Bundespräsident Heinz Fischer. Ob sie wie geplant anreisen können, ist wegen der Vulkanasche jedoch mehr als fraglich.

Untersuchungen am Unglücksort bald beendet
Fast eine Woche nach dem Absturz des Flugzeugs mit dem polnischen Präsidenten Lech Kaczynski und zahlreichen weiteren hochrangigen Vertretern des polnischen Staates an Bord nahe Smolensk in Westrussland haben die Behörden 76 der knapp 100 Opfer identifiziert. DNA-Analysen würden voraussichtlich noch bis Mitte der kommenden Woche dauern, sagte die russische Gesundheitsministerin Tatjana Golikowa nach Medienberichten am Freitag.

Die Untersuchungen am Unglücksort nahe der westrussischen Stadt Smolensk seien hingegen nahezu abgeschlossen, teilten die Ermittler mit. Persönliche Gegenstände und Wrackteile würden jedoch noch in Smolensk und Moskau analysiert. Die polnische Delegation war auf dem Weg zu einer Gedenkfeier im westrussischen Katyn, wo im Zweiten Weltkrieg polnische Offiziere von den Sowjets bei einem Massaker getötet wurden. Die russische Luftfahrtbehörde MAK widersprach unterdessen Presseberichten, wonach der Pilot der Präsidentenmaschine vier Landeversuche in Smolensk unternommen habe, ehe es zum Crash kam. Das Flugzeug sei bereits beim ersten Anflug zerschellt, sagte MAK-Chefin Tatjana Anodina. Bei der Auswertung der Flugschreiber hatten sich die Hinweise auf einen Pilotenfehler verdichtet.

13 Stunden in Schlange vor Kaczynski-Sarg
Am Freitag sollten sechs weitere Leichen nach Polen überführt werden, darunter die sterblichen Überreste des polnischen Generalstabschefs Franciszek Gagor. In den vergangenen Tagen waren bereits mehr als 30 Todesopfer nach Polen geflogen worden, darunter die Leiche Kaczynskis und seiner Frau Maria. Polen will am ganzen Wochenende mit Trauerfeiern der Toten gedenken. Auch am Donnerstag hatten die Polen lange Wartezeiten in Kauf genommen, um von Präsident Kaczynski und seiner Frau Abschied zu nehmen. Die Menschen standen bis zu 13 Stunden in der Schlange vor dem Präsidentenpalast, in dem die Särge der beiden aufgebahrt sind.

Die katholische Kirche in Polen versuchte unterdessen, im Streit um die letzte Ruhestätte für Kaczynski zu schlichten. "Wir müssen die Entscheidung respektieren", erklärte der Generalsekretär der polnischen Bischofskonferenz, Stanislaw Budzik, nach Angaben der Nachrichtenagentur PAP am Donnerstag. Die Krypta der Kathedrale auf der Wawel-Burg in Krakau sei "ein angemessener Ort, um der Opfer von Katyn vor 70 Jahren, dem Präsidenten und all jenen zu gedenken, die im Dienste für Polen gestorben sind", teilte der Bischof mit. In den vergangenen Tagen hatten mehrere hundert Menschen in Krakau und Warschau gegen eine Beisetzung des Staatschefs, der Polen polarisiert hatte, neben Königen und Nationalhelden demonstriert.

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