Terror in Frankreich

Kirchen-Killer gaukelte Reue vor und kam aus U-Haft

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Adel Kermiche wollte nach eigenem Bekunden "Freunde wiedersehen und heiraten"

Einer der islamistischen Angreifer auf eine französische Kirche führte offenbar eine Anti-Terror-Richterin hinters Licht und wurde deswegen im Frühjahr aus der Untersuchungshaft entlassen. Bei einer Befragung beteuerte der wegen zwei versuchter Syrien-Reisen inhaftierte Adel Kermiche, er bereue seine Pläne, wie am Mittwoch aus Ermittlerkreisen verlautete.

"Ich will wieder mein Leben führen, meine Freunde wiedersehen, heiraten", sagte er demnach. Die Richterin kam zu dem Schluss, der damals 18-Jährige sei sich "seiner Fehler bewusst geworden". Am 18. März dieses Jahres ordnete sie an, Kermiche aus der Untersuchungshaft zu entlassen und mit einer elektronischen Fußfessel unter Hausarrest zu stellen.

Dabei hatte sich der junge Islamist während der Untersuchungshaft offenbar keineswegs von der jihadistischen Ideologie abgewandt. "Er scheint sich während dieses Gefängnisaufenthaltes noch weiter radikalisiert zu haben", hieß es am Mittwoch aus Ermittlerkreisen. Am Dienstag stürmte der inzwischen 19-jährige Kermiche mit einem Komplizen eine Kirche nahe der nordfranzösischen Stadt Rouen und tötete einen Priester, bevor beide Angreifer von der Polizei erschossen wurden.

Staatsanwaltschaft legte Berufung ein

Die Staatsanwaltschaft hatte im März noch gegen die angeordnete Haftentlassung Berufung eingelegt. Die Anklagebehörde befürchtete, der junge Mann wolle nach wie vor in den Jihad ziehen. Die Ermittlungskammer des Pariser Berufungsgerichts bestätige aber die Haftentlassung.

Kermiche hatte 2015 zweimal vergeblich versucht, in den Jihad nach Syrien zu ziehen. Beim ersten Mal war er erst 17 Jahre alt. Nach dem zweiten Versuch wurde er in Frankreich in Untersuchungshaft genommen, wegen seiner Syrien-Pläne lief gegen ihn ein Terrorverfahren.

Video zum Thema: Geiselnehmer musste Fußfessel tragen
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