Kommunalwahlen in Italien

Berlusconi zittert um Heimatstadt Mailand

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Die Berlusconi-Partei erlitt in vielen Städten schwere Verluste.

Der skandalerschütterte italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi muss bei den zweitägigen Kommunalwahlen in Italien, zu denen 13 Millionen Italiener in 1.300 Gemeinden aufgerufen waren, schwere Verluste hinnehmen. Erstmals seit 15 Jahren wird die Partei des Medienzaren in dessen Heimatstadt Mailand voraussichtlich in die Stichwahl gehen müssen. Laut stabilisierten Hochrechnungen des Instituts IPR vom Montag erhielt die bisherige Bürgermeisterin und Berlusconi-Kandidatin Letizia Moratti, 42 Prozent der Stimmen, der Mitte-links-Kandidat Giuliano Pisapia mehr als 48 Prozent. Für einen Sieg im ersten Durchgang wäre eine Mehrheit von 50 Prozent erforderlich. Berlusconi hatte mit der Wiederwahl seiner Kandidatin beim ersten Wahldurchgang gerechnet. Berlusconis Partei könnte in Mailand sogar ihre Position als stärkste Einzelgruppierung im Gemeinderat verlieren.

Opposition in Turin erfolgreich
Auch in Bologna und in Turin spürt die Opposition Rückenwind. In der Fiat-Hauptstadt schaffte der Mitte-links-Kandidat Piero Fassino beim ersten Wahlgang den Sprung in den Gemeinderat. Der Ex-Außenminister Fassino könnte laut Hochrechnungen auf 57 Prozent der Stimmen kommen und somit dem Mitte-rechts-Kandidaten Michele Coppola den Weg zu Stichwahlen versperren. Die Industriestadt bestätigte sich somit als Hochburg der Opposition.

Linke in Bologna voran
Auch in Bologna, einer weiteren Hochburg der Linken, liegt die Opposition im Rennen voran. Mitte-links-Kandidat Virginio Merola eroberte laut den Hochrechnungen mit 51 Prozent der Stimmen den Bürgermeisterposten. Er setzte sich gegen den Anwärter der Mitte-rechts-Allianz, Manes Bernardini, durch. Die Opposition behauptete sich auch in Triest, hier wird es allerdings zu einer Stichwahl kommen. Der Mitte-links-Kandidat Roberto Cosolini kam auf 40 Prozent der Stimmen, sein Rivale aus dem Berlusconi-Lager, Roberto Antonioni, schaffte es lediglich auf 28,1 Prozent.

Spannende Wahl in Neapel
Spannend ist auch der Wahlkampf in Neapel, wo nach zehn Jahren die Ära der Mitte-links-Bürgermeisterin Rosa Russa Jervolino zu Ende gegangen ist. Der Mitte-rechts-Kandidat Gianni Lettieri eroberte laut Hochrechnungen 40,1 Prozent der Stimmen. Der Kandidat der Oppositionspartei "Italien der Werte" Luigi De Magistris schnitt laut Hochrechnungen mit 25 Prozent der Stimmen besser als der Mitte-links-Anwärter Mario Morcone ab, der sich mit 20,3 Prozent begnügen muss. Auch in Neapel dürfte es in zwei Wochen zu einer Stichwahl kommen.

Opposition optimistisch
Nach einer langen Durststrecke spürt die italienische Opposition wieder Rückenwind. "Wir werden bei den Stichwahlen Mailand erobern. Das wird die Krise der Regierung Berlusconi bis zum Bruch verschärfen. In Italien beginnt jetzt eine neue politische Phase", prophezeite Oppositionschef Pierluigi Bersani. "Die Ära Berlusconi geht dem Ende zu. Die Italiener haben begriffen, dass die Zeit für eine politische Wende gekommen ist", kommentierte der Präsident der Oppositionspartei "Italien der Werte", Felice Belisario.

Berlusconis Parteifreunde enttäuscht
Berlusconis Partei "Volk der Freiheit" (PdL - Popolo della liberta) konnte ihre Enttäuschung nicht verbergen. "Wir hegten in Mailand andere Erwartungen. Wir hatten nicht mit einem derart hohen Vorsprung unseres Rivalen Pisapia gerechnet", erklärte der Koordinator von PdL, Dennis Verdini. Jetzt muss sich die Mitte-rechts-Allianz auf einen harten Wahlkampf für die Stichwahlen am 29. und 30. Mai gefasst machen. Jede Stimme könnte für die Wiederwahl der Bürgermeisterin Moratti zählen.

Wahlbeteiligung leicht gesunken
Die Wahlbeteiligung bei den Teilkommunalwahlen, zu denen 13 Millionen Italiener aufgerufen waren, war niedriger als erwartet. Laut dem Innenministerium beteiligten sich am Wahlgang 71,07 Prozent der Wahlberechtigten. Beim letzten Wahlgang waren es 72,85 Prozent.

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