Afrikanische Union will vermitteln

Konflikt in Äthiopien: UNO warnt vor Ausweitung

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UNO-Beauftragte DiCarlo: "Gefahr nur zu real".

Angesichts der Gewalt-Eskalation in Nordäthiopien warnen die Vereinten Nationen vor einem sich ausbreitenden Bürgerkrieg in dem ostafrikanischen Land. "Dass Äthiopien in einen sich ausweitenden Bürgerkrieg versinken könnte, ist nur zu real", sagte die UNO-Beauftragte für politische Angelegenheiten, Rosemary DiCarlo, am Montag bei einer Sitzung des UNO-Sicherheitsrates.

Der Konflikt in der nördlichen Region Tigray habe katastrophale Ausmaße angenommen. "Die Kämpfe bringen die Zukunft des Landes und seiner Bevölkerung sowie die Stabilität der Region am Horn von Afrika in den letzten Tagen in große Unsicherheit." Das mächtigste UNO-Gremium war am Montag neuerlich zu einer Sondersitzung über die Lage im 115-Millionen-Einwohner-Land zusammengekommen. Am Freitag hatte der Sicherheitsrat die Konfliktparteien aufgefordert, "einen dauerhaften Waffenstillstand auszuhandeln".

Aufgrund einer sich zuspitzenden Krise in Äthiopien will die Afrikanische Union (AU) stärker zwischen den Konfliktparteien vermitteln. Hintergrund ist die Sorge, dass der Vielvölkerstaat mit der zweitgrößten Bevölkerung Afrikas als Folge der Kämpfe zerfallen könnte - mit schweren Auswirkungen auf Land und Region.

Der AU-Sondergesandte und ehemalige nigerianische Präsident Olusegun Obasanjo wolle nach Gesprächen mit Rebellen der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) noch am Montag den AU-Sicherheitsrat informieren, teilte die Afrikanische Union mit. Es blieb zunächst unklar, ob es bereits Gespräche mit der Regierung von Ministerpräsident Abiy Ahmed gegeben hat.

Der Konflikt zwischen der Regierung und Rebellen aus der nördlichen Region Tigray währt seit etwa einem Jahr und erfasst immer mehr Landesteile. Der Konflikt war ausgebrochen, als Ministerpräsident und Friedensnobelpreisträger Abiy in der nördlichen Tigray-Region versuchte, die dort herrschende TPLF zu verdrängen. Sie hatte zuvor auch ganz Äthiopien gut 25 Jahre lang bis 2018 dominiert. Viele Menschen in Tigray fühlen sich von der Zentralregierung nicht vertreten und fordern mehr Autonomie.

Abiy gehört nicht zu den Tigray, sondern zur Volksgruppe der Oromo. Nach ersten Gebietsgewinnen der Regierungstruppen hat sich das Blatt in dem Konflikt inzwischen gewendet, und die TPLF ist mit verbündeten Gruppen auf dem Vormarsch in Richtung Hauptstadt Addis Abeba. Inzwischen sind etwa 400.000 Menschen im Norden Hilfsorganisationen zufolge akut vom Hungertod bedroht. Abiy steht international stark im Kreuzfeuer der Kritik.

Äthiopiens Menschenrechtskommission sagte am späten Sonntagabend, sie sei über die zahlreichen Festnahmen besorgt, seitdem die Regierung am Dienstag einen Ausnahmezustand verhängt hatte. Die Festnahmen schienen auf "Identität zu basieren", hieß es. Abiys Regierung bezeichnet Mitglieder der Oppositionsgruppen, insbesondere aus Tigray stammende Menschen, immer wieder als "Terroristen".

Berichten zufolge sollen Sicherheitskräfte in Addis Abeba verstärkt Bürger aus Tigray festgenommen und verschleppt haben, darunter auch Kinder.

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