Frankreichs Präsident: Lieber Arbeit suchen, als "Chaos anzurichten" - Regierungssprecher verteidigt derbe Sprache.
Der französische Präsident Emmanuel Macron ist wegen abfälliger Bemerkungen über Arbeitslose in Bedrängnis geraten. Zahlreiche Radio- und Fernsehsender verbreiteten am Donnerstag einen Audiomitschnitt von einem Gespräch mit einem Regionalpräsidenten, in dem Macron "gewisse Leute" aufruft, sich eine Arbeit zu suchen, "statt Chaos anzurichten". Gegen den Besuch Macrons in der Stadt Egleton im Zentrum Frankreichs hatten zuvor entlassene Mitarbeiter eines Autoteile-Herstellers demonstriert. Sie werfen Macron vor, sich nicht für ihre Belange einzusetzen.
Schadensbegrenzung
Oppositionspolitiker der Linken wie der Rechten warfen Macron wegen seiner Äußerungen "Arroganz" und Abgehobenheit vor. Der Generalsekretär der konservativen Partei Die Republikaner, Bernard Accoyer, attestierte ihm mangelnden "Respekt für die Mitbürger, besonders für diejenigen in Schwierigkeiten". Regierungssprecher Christophe Castaner zeigte sich um Schadensbegrenzung bemüht: Macron habe in dem Gespräch mit dem sozialistischen Regionalpräsidenten Alain Rousset nur gesagt, was viele Franzosen dächten. Zudem sei der Präsident bemüht, "Klartext zu reden". "Ich glaube, man kann kultiviert sein und wie die Franzosen sprechen", fügte Castaner im Radiosender Radio Classique hinzu. Wer das vertrauliche Gespräch mitschnitt, ist nicht bekannt.
Mitte September hatte Macron im Streit um die Arbeitsrechtsreform gesagt, er werde sich von "Faulenzern" nicht aufhalten lassen. Seit der Ankündigung seiner Regierung, die Reichensteuer weitgehend abzuschaffen, wird ihm vor allem vom linken Lager vorgeworfen, "Präsident der Reichen" zu sein.