Nach Tod des Präsidenten Mutharika

Malawi: Frauenrechtlerin wird Präsidentin

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Mit Banda steht erstmals eine Frau an der Spitze eines Landes im südlichen Afrika.

Nach dem Tod des malawischen Präsidenten Bingu wa Mutharika hat die bisherige Vizepräsidentin Joyce Banda am Samstag den Amtseid als Staatsoberhaupt abgelegt.

Ich hoffe, "dass wir geeint bleiben", sagte Joyce Banda, die bisherige Vize-Präsidentin Malawis war. Innerhalb der herrschenden Demokratischen Volkspartei (DDP) gibt es große Vorbehalte gegen Banda. Mehrere Mitglieder aus dem inneren Machtzirkel des Ex-Präsidenten hatten im staatlichen Fernsehen erklärt, dass Banda für das Präsidentenamt nicht geeignet sei. Sie ist nach der Friedensnobelpreisträgerin Ellen Johnson-Sirleaf in Liberia die zweite Frau an der Spitze eines afrikanischen Staates.

Banda setzte sich schon in den 1990er Jahren für die berufliche Emanzipation von Frauen ein und gründete eine eigene Stiftung, um die Bildungschancen von Mädchen zu vergrößern. Sie wurde 1950 als Tochter eines Musikers einer Polizeikapelle geboren. In ihrer ersten Ehe wurde sie von ihrem Mann geschlagen. Heute ist sie mit Richard Banda, einem pensionierten Verfassungsrichter, verheiratet, der früher Kapitän der nationalen Fußballmannschaft war.

Mit Präsident Mutharika überwarf sie sich im Jahr 2010, weil dieser seinen Bruder Peter als Nachfolger im Präsidentenamt aufbauen wollte. Am Freitag berief die DDP Peter Mutharika zu ihrem neuen Vorsitzenden.

In den Stunden nach Mutharikas Tod am Donnerstag versuchte dessen Umfeld offenbar, die Vereidigung Bandas zu verhindern. Erst mit 24 Stunden Verzögerung wurde der Tod des Staatschefs offiziell mitgeteilt. Als Banda am Samstag gemeinsam mit den Chefs von Armee und Polizei vor die Presse trat, lösten sich die Befürchtungen über einen möglichen Machtkampf auf. Alle sollten sich "der Zukunft zuwenden", forderte die neue Präsidentin. "Ich hoffe, dass es für Vergeltung keinen Raum gibt."

Mutharika kam 2004 an die Spitze des südostafrikanischen Staats, fünf Jahre später wurde er mit großer Mehrheit wiedergewählt. Der Ökonom arbeitete zuvor für verschiedene internationale Organisationen, darunter die Weltbank. Kritiker warfen ihm eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage und Rückschritte in Sachen Demokratie vor.

Malawi grenzt an Tansania, Mosambik und Sambia. Das Land hat 14 Millionen Einwohner und ist eines der ärmsten der Welt. Die nächsten Präsidentschaftswahlen sind für 2014 geplant.
 

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