Nach Türkei-Vorbild

Merkel will Flüchtlingsabkommen mit Libyen

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Deutsche Bundeskanzlerin wirbt für Verabredungen mit EU-Nachbarstaaten.

Nach dem Abkommen mit der Türkei zur Reduzierung der Flüchtlingszahlen strebt die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eine ähnliche Einigung mit Libyen an. "Wir haben jetzt vor uns die Aufgabe, mit Libyen eine solche Kooperation hinzukriegen", sagte die CDU-Chefin am Freitag vor Delegierten der Berliner Landes-CDU.

Um die EU-Außengrenzen zu schützen, gebe es keinen anderen Weg, als Verabredungen mit Nachbarstaaten zu treffen. "Wir haben seit wenigen Tagen eine Einheitsregierung, die endlich in Tripolis angekommen ist", sagte Merkel mit Blick auf die von den Vereinten Nationen vermittelte Übergangsregierung in dem Bürgerkriegsland. "Und von der Frage, ob es uns gelingt, mit Libyen auch vernünftige Vereinbarungen zu treffen, wird abhängen, wie es uns gelingt, die Flüchtlingsroute nach Italien zu ordnen und zu steuern, wie wir es mit der Türkei gemacht haben."

In den vergangenen Monaten sei es Deutschland und der EU gelungen, der Türkei, Jordanien und dem Libanon bei der Versorgung syrischer Bürgerkriegsflüchtlinge stärker unter die Arme zu greifen. "Es ist besser, die Menschen haben ein auskömmliches Leben in der Nähe ihrer Heimat, als dass alle zu uns kommen und wir die gesamte Integration leisten müssen", sagte Merkel. Sie wolle zudem den afrikanischen Ländern helfen, ihren Jugendlichen Perspektiven im Heimatland zu geben.

Zuvor hatte Innenminister Thomas de Maiziere (CDU) gesagt, dass er mit einem großen Andrang von Flüchtlingen aus Afrika rechne. Die von Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) genannte Zahl von bis zu 200.000 Afrikanern aus Staaten südlich der Sahara, die in Libyen auf ihre Überfahrt nach Europa warten, halte er noch "eher für zu niedrig begriffen", sagte de Maiziere in Berlin.

Seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi vor fünf Jahren regiert in Libyen das Chaos. Wegen seiner Nähe zu Italien hat sich das Land zu einer der wichtigsten Durchgangstationen für Afrikaner und Araber entwickelt, die aus ihren Heimat vor Gewalt oder Armut nach Europa fliehen.

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