Laut Menschenrechtlern

Mexiko: Gefängnisse von Häftlingen regiert

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Staatlicher Kontrollverlust in überfüllten Haftanstalten.

Viele der notorisch überfüllten mexikanischen Gefängnisse werden nach Angaben von Menschenrechtlern von Häftlingen kontrolliert. Ein von der mexikanischen Regierungskommission für Menschenrechte am Dienstag veröffentlichter Bericht listet 71 regionale und sechs bundesstaatliche Haftanstalten als überbelegt auf. Das ist mehr als die Hälfte der über 150 Gefängnisse in dem amerikanischen Land.

Zu lange Untersuchungshaft
Die 71 regionalen Gefängnisse würden de facto von Häftlingen regiert, dagegen keines der bundesstaatlichen. Eine Ursache der Überfüllung sei eine oft zu lange Untersuchungshaft, kritisiert die Nationale Menschenrechtskommission. 40 Prozent der Gefangenen würden ohne Prozess festgehalten.

Als ein Beispiel wird das Hochsicherheitsgefängnis Altiplano genannt, in dem der Drogenboss Joaquin "El Chapo" Guzman einsitzt. Es biete Platz für 836 Häftlinge, eingesperrt seien dort aber mehr als tausend.

Besitz von Waffen
Anzeichen für den Kontrollverlust der Strafvollzugsbehörden sei der unter den Häftlingen weitverbreitete Besitz von Waffen, Handys und Fernsehern, sagte Kommissionsmitglied Ruth Villanueva. Auch die Hackordnung in den Haftanstalten offenbare die Machtverhältnisse: Während einige Insassen eine Zelle oder gar zwei Zellen für sich hätten, drängten sich in anderen Zellen bis zu 30 Gefangene.

Ausbruch
Zuletzt wurden die Missstände im mexikanischen Strafvollzug besonders durch zwei Vorfälle deutlich: die Flucht des Drogenbosses Guzman im Juli vergangenen Jahres und eine Gefängnismeuterei im Februar mit 49 Toten.

Bei seinem filmreifen Ausbruch war "El Chapo" im vergangenen Juli durch einen zu seiner Gefängniszelle führenden Tunnel entwischt - es war bereits sein zweiter Gefängnisausbruch. Nach monatelanger Fahndung wurde der 58-Jährige am 8. Jänner gefasst. Im mexikanischen Hochsicherheitsgefängnis Altiplano steht er nun unter besonderer Bewachung.

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