Taiwans Militärchef ist bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben gekommen.
Taipeh. Generalstabschef Shen Yi-ming und sieben weitere Menschen seien bei dem Unglück am Donnerstag getötet worden, teilte das Verteidigungsministerium mit. Fünf weitere Passagiere überlebten demnach.
Routinebesuch bei Soldaten
Der Militärhubschrauber mit dem 62-jährigen General und zwölf weiteren Passagieren war auf dem Weg zu einem Routinebesuch bei Soldaten in der nordöstlichen Region Yilan. Der Helikopter vom Typ Black Hawk verunglückte in den Bergen nahe der Hauptstadt Taipeh. Die Ursache war zunächst unklar.
15 Minuten nach Start vom Radar verschwunden
Der Hubschrauber sei etwa 15 Minuten nach dem Start vom Radar verschwunden, sagte der Befehlshaber der Luftwaffe, Hsiung Hou-chi. Das Verteidigungsministerium habe eine Untersuchung der Absturzursache angeordnet.
Absturz wenige Tage nach Präsidentschaftswahl
Der Absturz ereignete sich nur wenige Tage vor der Präsidentschaftswahl in Taiwan am 11. Jänner. Präsidentin Tsai Ing-wen sagte für die kommenden drei Tage alle Wahlkampfveranstaltungen ab. "Heute ist ein Tag, an dem wir zutiefst traurig sind, weil einige unserer angesehensten Generäle im Dienst gestorben sind", erklärte die Präsidentin. Als Oberbefehlshaberin wolle sie sich gemeinsam mit ihrem Kabinett um die Aufklärung des Unglücks bemühen, teilte ihr Büro mit. Auch die regierende Demokratisch-Progressive Partei wird den Wahlkampf für drei Tage aussetzen.
Tsai bewirbt sich bei der Präsidentschaftswahl um eine zweite Amtszeit. Zeitgleich wird am 11. Jänner auch ein neues Parlament gewählt. Auch Tsais Herausforderer Han Kuo-yu und seine oppositionelle Kuomintang-Partei setzten den Wahlkampf wegen des Unglücks für zwei Tage aus.
In den vergangenen Jahren hatte es mehrere Unfälle mit Hubschraubern des Typs Black Hawk gegeben, die Taiwan von den USA gekauft hatte. Washington ist der mächtigste inoffizielle Verbündete und führende Rüstungslieferant Taiwans.
2018 kamen beim Absturz eines Hubschraubers eines staatlichen Rettungsdienstes vor der Orchideeninsel sechs Menschen ums Leben. Der Unfall wurde auf menschliches Versagen zurückgeführt. 2016 und 2018 verunglückten zudem zwei Helikopter bei der Landung. Verletzt wurde dabei niemand.
Taiwan wird von der kommunistischen Führung in Peking als Teil der Volksrepublik China angesehen, obwohl der demokratische Inselstaat nie dazu gehört hat. Auch wird mit einer Eroberung gedroht. Weltweit ist Taiwan diplomatisch isoliert, weil Peking mit dem "Ein-China-Grundsatz" fordert, dass andere Länder allein die Volksrepublik China diplomatisch anerkennen. Nur weniger als zwei Dutzend Staaten erkennen Taiwan deswegen als unabhängigen Staat an.
Seit Tsai Ing-wens Fortschrittspartei regiert, hat Peking seine Bemühungen verstärkt, mit seiner Wirtschaftsmacht Taiwan diplomatische Verbündete abzuwerben. Die Fortschrittspartei hat ihre Wurzeln in der Unabhängigkeitsbewegung. Der Streit um den Status des Inselstaates geht auf den Bürgerkrieg in China zurück, als die Truppen der nationalchinesischen Kuomintang nach ihrer Niederlage gegen die Kommunisten Maos 1949 nach Taiwan geflüchtet waren.