Mehrere Tote

Milizen-Camps in Benghazi gestürmt

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20 000 haben gegen Gewalt und die bewaffneten Islamisten demonstriert.

In der ostlibyschen Hafenstadt Benghazi (Bengasi) haben Bewohner in der Nacht auf Samstag mehrere Lager islamistischer Milizen gestürmt. Nach Berichten des arabischen Nachrichtensenders Al Jazeera wurden bei Schusswechseln mindestens vier Menschen getötet und 40 weitere verletzt.

Am Freitagnachmittag hatten sich bereits rund 20 000 Menschen an einer Demonstration gegen Gewalt und die bewaffneten Islamisten beteiligt. Zehn Tage zuvor waren bei einem Angriff auf das US-Konsulat in der Stadt der amerikanische Botschafter und drei weitere US-Bürger getötet worden.

Mit Rufen wie "Libyen, Libyen" oder "Nein zu Milizen" stürmten den Berichten zufolge Hunderte aufgebrachte Bürger das Hauptquartier der Ansar al-Sharia-Miliz, die an der Attacke auf das US-Konsulat beteiligt gewesen sein soll. Die zum Teil mit Schwertern und Fleischerbeilen bewaffneten Demonstranten hätten die Kämpfer aufgefordert, ihre Waffen niederzulegen, und sie aus dem Lager vertrieben.

Plünderungen
Das Gebäude wurde anschließend geplündert und in Brand gesetzt. Auf Fernsehbildern waren brennende Gebäude und Fahrzeuge zu sehen. "Nach dem, was im amerikanischen Konsulat geschehen ist, haben wir genug von den Extremisten", sagte ein Demonstrant laut Al Jazeera.

Anschließend zog eine Gruppe von Demonstranten mit Schusswaffen und Raketen vor eine Stellung der Raf-Allah-al-Sahati-Brigade, 15 Kilometer außerhalb von Benghazi. Nach einem zweistündigen Kampf räumte die Brigade das Gebäude in Hawari. Die Regierung in Tripolis rief die Demonstranten auf, zwischen "illegitimen" bewaffneten Gruppen und solchen zu unterscheiden, die der Autorität des Verteidigungs- oder Innenministeriums unterstellt seien.

Beschossen
Als die Menge ein weiteres Milizen-Lager in der Stadt stürmen wollte, sei sie von Kämpfern aus Maschinengewehren beschossen worden. Mehrere Angreifer seien verletzt worden. Wie es unter Berufung auf Krankenhausangaben hieß, kamen insgesamt drei Menschen ums Leben.

Der Ansar al-Sharia-Miliz werden Verbindungen zum Terrornetz Al Kaida nachgesagt. Schon kurz nach dem Angriff auf das US-Konsulat in Benghazi, bei dem in der Nacht zum Mittwoch vergangener Woche US-Botschafter Chris Stevens und drei weitere Amerikaner getötet wurden, war die Gruppe als möglicher Drahtzieher genannt worden. Die Kommandanten der Miliz bestreiten allerdings jede Beteiligung an dem Angriff.

Konsulat gestürmt
Aus Protest gegen einen in den USA produzierten islamfeindlichen Film hatten Angreifer am 11. September das US-Konsulat in Benghazi gestürmt. Die Demonstrationen vom Freitag hatten starken Zulauf von Libyern, die den Überfall vom 11. September verurteilten, bei dem US-Botschafter Chris Stevens und drei weitere US-Bürger getötet wurden. Angesichts der Demonstrationen gaben mehrere Milizen ihre Stellungen in und um Benghazi auf.

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