Teheran

Mob stürmte saudi-arabische Botschaft

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Aus Protest gegen Hinrichtung des Geistlichen Nimr al-Nimr

Aus Protest gegen die Hinrichtung eines prominenten schiitischen Geistlichen in Saudi-Arabien haben Demonstranten in der Nacht auf Sonntag die saudi-arabische Botschaft im Iran gestürmt. Eine Gruppe aufgebrachter Menschen brach in das Gebäude in der Hauptstadt Teheran ein, legte mehrere Feuer und zertrümmerte Mobiliar, wie die Nachrichtenagentur ISNA berichtete.

Polizei räumt Botschaft
Polizisten hätten die Botschaft kurz darauf wieder geräumt, hieß es weiter. Die Demonstranten hatten sich zunächst vor der Botschaft versammelt, um gegen die Exekution von Scheich Nimr al-Nimr zu protestieren. Der Schiit war ein entschiedener Kritiker des sunnitischen Königshauses in Saudi-Arabien.

Kritik an Hinrichtungen
Die Regierung des schiitisch geprägten Iran rief nach dem Zwischenfall zur Ruhe auf. Es dürfe keine weiteren Demonstrationen in der Nähe der saudi-arabischen Botschaft mehr geben, forderte ein Sprecher des Außenministeriums der Agentur IRNA zufolge. Zuvor hatte die iranische Führung die Hinrichtung heftig kritisiert.

Extremisten hingerichtet
Neben Nimr waren am Samstag in Saudi-Arabien 46 weitere Menschen wegen Terrorismus oder Anstiftung zur Gewalt exekutiert worden. Die meisten von ihnen waren sunnitische Extremisten, denen Anschläge in dem Königreich zur Last gelegt wurden.

Verschärfter Ton
Der Ton zwischen Saudi-Arabien und dem Iran verschärfte sich unterdessen am Samstag. Der Iran unterstütze "schamlos" den "Terrorismus" und gefährde die regionale Stabilität, zitierte die amtliche Nachrichtenagentur SPA aus einer Erklärung eines Außenamtssprechers in Riad. Teheran sei "das letzte Regime auf der Welt, das andere der Unterstützung des Terrorismus bezichtigen dürfe", da Teheran "selbst den Terrorismus unterstützt und von den Vereinten Nationen und zahlreichen Ländern (deswegen) verurteilt wurde".

Zuvor hatte das Innenministerium den Ton Teherans bereits als "aggressiv" bezeichnet, der Botschafter des Iran wurde ins Außenministerium zitiert. Das iranische Außenministerium hatte gedroht, Saudi-Arabien werde "einen hohen Preis" für die Exekution Nimrs zahlen. "Die saudi-arabische Regierung unterstützt auf der einen Seite terroristische und extremistische Bewegungen und benutzt zugleich die Sprache der Repression und die Todesstrafe gegen ihre inneren Gegner", sagte ein Sprecher.

USA mahnte Saudis
Die USA riefen Saudi-Arabien nach den Hinrichtungen auf, "die Menschenrechte zu respektieren und zu schützen". Faire und transparente gerichtliche Verfahren müssten in allen Fällen sichergestellt und die friedliche Äußerung abweichender Meinungen zugelassen werden, hieß es in einer am Sonntag veröffentlichten Erklärung des US-Außenministeriums weiter.

Das Ministerium appellierte zugleich an die Führung in Riad, mit allen gesellschaftlichen Gruppen zusammenzuarbeiten, um Spannungen infolge der Hinrichtungen abzubauen. Die USA seien insbesondere besorgt, dass die Exekution des schiitischen Geistlichen und politischen Aktivisten Nimr al-Nimr religiös motivierte Spannungen zu einem Zeitpunkt verschärfen könnte, "an dem sie dringend verringert werden müssen".

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