Italiener empören sich über die Bemerkung des Regierungschefs.
In Rom tobt über die Pläne von Regierungschef Mario Monti zur Arbeitsmarktreform eine lebhafte Diskussion. In einem TV-Auftritt rief Monti die Jugendlichen auf, nicht auf einen fixen Arbeitsplatz zu hoffen. "Eine Arbeit fürs ganze Leben ist langweilig. Es ist schön, zu wechseln und sich neuen Herausforderungen zu stellen", kommentierte Monti. Erst diese Woche hatte das Statistikamt Istat mitgeteilt, dass die Jugendarbeitslosigkeit auf ein Rekordhoch von 31 Prozent geklettert ist.
Heftige Kritik an Monti
Monti versicherte, er selber werde nicht lang im Amt bleiben, maximal bis zum Ende der Legislaturperiode im April 2013. "Ich hoffe, dass ich bis dahin noch am Leben bin", scherzte er in Anspielung auf die Hürden, die seiner Regierung im Kampf gegen die Schuldenkrise noch bevorstehen. Seine Worte lösten heftige Kritik aus. "Monti sollte fristlos entlassen werden. Seine Aussagen sind ein Affront für die Millionen von Italienern in finanziellen Nöten", sagte ein Sprecher der Linkspartei FDS.
Die Chefin des stärksten italienischen Gewerkschaftsverbands CIGL, Susanna Camusso, meinte, man müsse zwischen positiver und negativer Flexibilität des Arbeitsmarkts unterscheiden. "Wir wollen die negative Flexibilität, das heißt prekäre Arbeitsverhältnisse, bekämpfen", betonte Camusso. Der Chef des Gewerkschaftsverbands CISL, Luigi Angeletti, betonte, dass Italien einen Beschäftigungsnotstand erlebe. 250.000 Arbeitsplätze würden bis Ende 2012 gefährdet sein. "Dieser Notstand muss dringend in Angriff genommen werden", meinte Angeletti.
Arbeitsministerin Elsa Fornero bekräftigte, dass die Reform zur Flexibilisierung des Arbeitsmarkts für Italien eine dringende Notwendigkeit sei. Demnach soll es für Unternehmer einfacher werden, Mitarbeiter einzustellen und zu entlassen. Flexible Beschäftigung soll für den Arbeitgeber teurer werden. Die Umwandlung eines zeitlich befristeten Arbeitsvertrags in einen unbefristeten soll mit Steuerbegünstigungen aktiv gefördert werden. Die Regierung werde auch ohne die Zustimmung der Gewerkschaften die Arbeitsmarktreform durchsetzen.
Heikelster Aspekt von Montis Arbeitsmarktreform ist die Revision des Paragrafen 18 im Arbeitsgesetzbuch, der Arbeitnehmern mit unbefristeten Verträgen einen weitgehenden Kündigungsschutz garantiert. Die Aufweichung soll die Hürde für Neueinstellungen verringern. Dagegen wehren sich die Arbeitnehmerorganisationen heftig. Paragraf 18 sei ein Eckpfeiler des italienischen Arbeitssystems.